Titel als Nummer eins verteidigen

Die deutschen Skipiloten starten am Wochenende mit hohen Ansprüchen in die neue Saison

  • Lesedauer: 4 Min.

Severin Freund, Sie sind im letzten Winter Team-Olympiasieger und Skiflug-Weltmeister geworden. Wie hat sich Ihr Leben verändert?
Das waren wunderschöne Erlebnisse, die ein Leben lang bleiben. Ich bin gerade dabei, die Olympia-Goldmedaille von Sotschi rahmen zu lassen, damit sie einen Ehrenplatz in der Wohnung bekommen kann. Aber privat und in meinem Umfeld hat sich nichts geändert, auch die Sponsoren sind die gleichen. Du wirst ja durch solche Erfolge kein anderer Mensch, ich zumindest nicht. Es erkennen mich halt ein paar Leute mehr.

Auch wenn Sie in München durch die Straßen gehen?
Da ist es eher selten. Aber ansonsten wird man halt öfter mal angesprochen. Olympische Spiele haben eben einen großen öffentlichen Stellenwert, da schauen viel mehr Leute hin. Und Skispringen ist auch durch unsere Goldmedaille wieder mehr in den Fokus gerückt.

Severin Freund

Am Freitag beginnt mit der Qualifikation beim Heim-Weltcup in Klingenthal der WM-Winter der Skispringer. Der deutsche Vorflieger und Skiflug-Weltmeister Severin Freund erzählt im Interview mit Lars Becker über die gewachsene Popularität nach dem Team-Olympiasieg, seine Ziele für den Winter und das gewachsene Selbstbewusstsein.
 

Hat dieser Erfolg dem deutschen Skisprung-Team Auftrieb gegeben?
Sicher. Ich fand die Stimmung im Team schon immer gut. Aber jetzt sind noch einmal neue Leute dazugekommen. Das ist fürs ganze Trainingsgeschehen extrem wertvoll. Wir entwickeln uns als Team immer weiter. Es ist auch ein Ziel, endlich mal den Nationen-Weltcup zu gewinnen.

Wie groß ist die Vorfreude auf den WM-Winter, der am Wochenende mit dem Weltcup in Klingenthal beginnt?
Wenn es kälter wird und wie neulich beim Trainingslager in Oberstdorf der erste Schnee fällt, steigt die Lust extrem. Zumal es sehr schön ist, dass wir mit einem Heim-Weltcup vor vielen Leuten in die Saison starten können. Alle in der Mannschaft freuen sich sehr auf Klingenthal. Die Schanze liegt mir, ich habe da ja schon gewonnen.

Ist denn zu erwarten, dass Sie in diese Saison starten, wie Sie die letzte beendet haben: mit Siegen?
Ich bin im Großen und Ganzen gut durch den Sommer gekommen. Trainingsmäßig hat es alles gut geklappt. Es läuft noch nicht alles so wie gewünscht, aber die Winterform kommt schon noch. Ich hätte kein Problem damit, wenn die Leistung zum Auftakt ein bisschen verhaltener wäre.

Wieso das denn?
Wir sind ja schon öfter recht fulminant in die Saison gestartet. Dieses Mal liegt unser Augenmerk auch darauf, dass wir besser bei der Vierschanzentournee aussehen. Wir haben Sachen erkannt, die in den Vorjahren nicht so gut waren. Du gewinnst oder verlierst die Tournee im Vorfeld. Wir haben es in den letzten Jahren nicht geschafft, jemanden in einer so stabilen Form zur Tournee zu bringen, dass er gewinnen kann. Das soll diesmal anders sein.

Einen deutschen Gesamtsieg beim Skisprung-Grand-Slam gab es letztmals vor 13 Jahren durch Sven Hannawald. Ist die Tournee für Sie der wichtigste Saisonhöhepunkt?
Natürlich ist die Tournee besonders wichtig. Aber ich möchte da keine Rangliste zwischen den Großereignissen aufstellen. Die WM ist auch extrem wichtig. Ich mag, dass sie an einem traditionsreichen Ort wie Falun ist, und ich mag die Schanze da. Schließlich habe ich im vergangenen Winter den letzten Weltcup da gewonnen. Und wir wollen natürlich als Team den Titel als Nummer eins verteidigen, den wir bei Olympia geholt haben.

Sie waren zuletzt Vierter und Dritter im Gesamtweltcup. Ist auch dieser Titel ein Ziel für Sie?
Natürlich. Der Gesamtweltcup ist das Höchste, was du als Skispringer sportlich schaffen kannst. Da musst du über einen ganzen Winter der beste Skispringer der Welt sein. Ich habe im vergangenen Winter über einen langen Zeitraum meine absolute Topform gehabt, aber es gab auch Tiefpunkte von den Ergebnissen. Ich versuche, diesmal noch besser durch die Saison zu kommen. Aber du kannst nicht hingehen und sagen: »Ich gewinne den Weltcup jetzt.« So etwas passiert einfach.

Aber Sie waren doch zum Ende der letzten Saison der beste Skispringer…
So etwas kann man halt leider nicht über den Sommer retten. Man muss sich jeden Winter neu die nötige Form erarbeiten und neu beweisen. Ich habe aus dem vergangenen Winter jedoch das Gefühl und das Selbstbewusstsein mitgenommen, dass ich es schaffen kann.

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