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Mieten in zehn Jahren um fast die Hälfte verteuert

Anstieg lag weit über der Inflationsrate / Ex-Staatssekretär soll den Wohnungsneubau ankurbeln

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.
In keiner anderen Großstadt sind in den vergangenen zehn Jahren die Mieten so rasant gestiegen wie in Berlin. Grund: Es wurden kaum Wohnungen gebaut.

Seit Jahren steigen die Mieten in Berlin unaufhaltsam. Diese nicht überraschende Nachricht bestätigte eindrücklich eine Analyse des Immobilienportals immowelt.de. Demnach sind in den vergangenen zehn Jahren die Angebotsmieten in der Stadt um 45 Prozent zugelegt. Damit sei Berlin die einzige der 14 größten deutschen Städte, in der die Steigerung der Wohnkosten deutlich über dem Niveau der Inflation lag, die um rund 20 Prozent zugelegt habe, so Barbara Schmid von immowelt. In München und Dresden seien die Mieten um 27 Prozent gestiegen, in Leipzig um zehn, in Hamburg und Dortmund sogar gesunken - um ein bzw. zehn Prozent.

Inzwischen sind die Berliner Angebotsmieten im Durchschnitt bei neuen Euro pro Quadratmeter netto/kalt angelangt. Verglichen mit anderen Städten sei dies ein immer noch moderater Wert, heißt es beim Portal. In München würden 14,30 Euro pro Quadratmeter fällig. Vor zehn Jahren sei Berlin mit einem Quadratmeterpreis von 6,20 Euro fast die günstigste der großen Städte gewesen, danach seien die Preise bei Neuvermietung sogar auf 6,10 Euro gefallen. Innerhalb von fünf Jahren stiegen sie dann um 48 Prozent. Das Problem sei, dass zwischen 2005 und 2011 die Stadt zwar um 100 000 Haushalte wuchs, aber nur 27 000 Wohnungen neu gebaut wurden, so Schmid.

Den Wohnungsbau ankurbeln soll Frank Bielka, einst Baustaatssekretär und bis vor kurzem Chef der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Degewo, wo er aus Altersgründen ausschied. Der 67-Jährige ist jetzt Neubaubeauftragter des Landes und verstärkt die im vergangenen Jahr eingerichtete Wohnungsbauleitstelle. Dort soll er Ansprechpartner für Investoren und Bauwillige sein. Die Degewo war die erste städtische Gesellschaft, die wieder in den Neubau einstieg. Im Mai wurden die ersten 50 Wohnungen fertig, am gestrigen Donnerstag startete im Wissenschaftspark Adlershof der Bau von 91 weiteren.

Insgesamt haben die städtischen Wohnungsbaugesellschaft mit dem Bau von 900 Wohnungen begonnen, in Planung sind laut Auskunft der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung insgesamt 11 000, einschließlich des Ankaufs von Neubauprojekten. Ob dieses Tempo ausreicht, um bis Ende 2016, wie vom Senat angekündigt, die Zahl der landeseigenen Wohnungen durch Neubau und Ankauf auf 300 000 zu erhöhen, ist aber fraglich. Derzeit fehlen dafür noch knapp 20 000 Wohnungen.

Vor allem wird der Neubau aber von privaten Investoren getragen. Insgesamt sollen in diesem Jahr 10 000 Wohnungen fertiggestellt werden, womit erstmals das Jahresziel des Senats, das er sich zu Beginn der Legislaturperiode gestellt hatte, erreicht würde. Im vergangenen Jahr waren es erst 6600 Neubauwohnungen. Erwartet wird, dass die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen bis Jahresende auf über 20 000 steigt, 80 Prozent mehr als im Vorjahr.

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