Bittsteller bei Vattenfall
Kurt Stenger über die Stockholm-Reise ostdeutscher Kohleländerväter
Einige Minuten seiner kostbaren Zeit wird Magnus Hall, der Chef des Energiekonzerns Vattenfall, am Freitag wohl für die Gäste aus dem fernen Ostdeutschland erübrigen können. Dietmar Woidke (SPD) und Stanislaw Tillich (CDU), die Ministerpräsidenten von Brandenburg und Sachsen, suchen bei ihrem Stockholm-Besuch Gesprächspartner, um über die Zukunft des Braunkohlesektors in der Lausitz zu reden. Immerhin nahm sich der deutsche Botschafter Zeit, ebenso der schwedische Wirtschaftsminister. Der erste hat freilich in dieser Frage nichts zu sagen, der zweite wird angesichts anstehender Neuwahlen nicht mehr lange seines Amtes walten.
Und so bleibt nur, den schwedischen Staatskonzern zu beknien, seine deutschen Tagebaue und Kohlekraftwerke nicht oder im Paket an einen Investor zu verkaufen. Die Erniedrigung hätten sich Woidke und Tillich ersparen können, hätten sie den überfälligen Ausstieg aus der Braunkohle in die Wege geleitet. Trotz des jüngsten Booms billigen Braunkohlestroms geht der Sektor harten Zeiten entgegen, die spätestens mit der anstehenden Reform des EU-Emissionshandels beginnen. Längst ziehen sich Investoren, zuletzt der norwegische und gleichzeitig weltgrößte Staatsfonds, aus der Kohlefinanzierung zurück. Das weiß man auch bei Vattenfall und in der schwedischen Politik: Die Bittsteller aus Dresden und Potsdam sind Relikte aus einer vergangenen Zeit.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.