Noch kein Frieden
Klaus Joachim Herrmann über die Waffenruhe in der Ukraine
Von der Erkenntnis, dass der Krieg um die Ostukraine nicht zu gewinnen sei, ist es bis zum Frieden noch sehr weit. Die Zentralukraine bleibt westlich orientiert, der Donbass östlich. Der Westen wolle in den postsowjetischen Raum vorrücken, argwöhnt Moskau. Moskau will imperiale Macht zurückholen, argwöhnt der Westen. Der Waffengang in der Ostukraine ist in jedem Falle das düsterste Zeichen bislang schmählich gescheiterter Diplomatie.
Wenn der Bundesaußenminister nun einräumt, dass vieles von der EU und Russland hätte anders und besser gemacht werden können, lässt das auf tätige Einsicht hoffen. Denn wenn die Politiker im ukrainischen Westen und Osten durchaus eigenen Absichten folgen, sind sie und ihr Land doch auch Spielball größerer Mächte. Dass gerade die Ukraine in diesem Krieg nichts zu gewinnen hat, zeigen ihr Bankrott und die Ruinen im östlichen Landesteil.
Bislang wird die Geschichte dieser europäischen Krise mit eifriger US-amerikanischer Beteiligung bestimmt von großen Worten, gegenseitigen Beschuldigungen, offenen Lügen und bislang immer noch stets gebrochenen Vereinbarungen. Misstrauen bis zum Hass, Mord und Totschlag lagen in dieser Logik und waren damit nur konsequent.
Die Waffenruhe kann mit solchem Unheil brechen - aber nur, wenn sie selbst bis zu einer Verhandlungslösung hält, die den Frieden bringt.
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