Folterhelfer melden sich

CIA-»Transit« in Rumänien / London will Auskunft

  • Lesedauer: 2 Min.

Bukarest. Der frühere Chef des rumänischen Auslandsgeheimdienstes SIE, Ioan Talpes, schließt nicht aus, dass der US-Geheimdienst CIA in seinem Land Gefängnisse betrieben hat. Kurz nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 habe Rumänien dem CIA Orte zur Verfügung gestellt, die dieser ohne Einmischung der rumänischen Behörden »verwaltet, kontrolliert und bewacht« habe, sagte Talpes der rumänischen Zeitung »Adevarul«.

Talpes sagte, es habe sich um Transit-Zentren für Aktionen im Anti-Terror-Kampf außerhalb des US-Gebiets gehandelt. Allerdings wisse er nichts über genaue Anzahl und Standort dieser Zentren. Auch hätten die rumänischen Behörden nicht gewusst, was dort geschehen sei - und schon gar nicht, ob dort Gefangene festgehalten wurden. Rumänien habe als Kandidat für einen NATO-Beitritt beweisen wollen, »dass wir vertrauenswürdige Alliierte sind«, sagte Talpes, der von 1992 bis 1997 Geheimdienstchef und 2000 bis 2004 Sicherheitsberater des damaligen Staatspräsidenten Ion Iliescu war.

Am Dienstag waren Teile eines US-Senatsberichtes veröffentlicht worden, wonach die CIA nach den 9/11-Anschlägen Terrorverdächtige mit diversen Methoden gequält hat, um Aussagen zu erzwingen. Demnach wurden viele Gefangene an geheimen Standorten im Ausland gefoltert.

Das britische Parlament verlangt Informationen über mögliche Verstrickungen britischer Geheimdienste in den US-Folterskandal. Der Vorsitzende des Ausschusses für Geheimdienste und Sicherheit, Malcolm Rifkind, kündigte im Gespräch mit der Zeitung »The Observer« am Sonntag an, das Gremium werde von den USA Einblick in die geschwärzten Passagen des US-Folterberichts fordern. Zugleich räumte er ein, dass der Vorstoß möglicherweise erfolglos bleiben werde.

Offenheit der britischen Regierung über Mitwirkung bei Folterpraktiken der CIA forderte der »Independent«. Die britische Regierung scheine alles erlaubt zu haben, mit Ausnahme einer ausdrücklichen Genehmigung von Folterpraktiken, schreibt die linksliberale Zeitung. Dies sei nie öffentlich eingestanden worden. »In unserem Land wurde eine Untersuchung über die Behandlung von Festgenommenen vor fast drei Jahren mit dem kaum überzeugenden Argument eingestellt, dass polizeiliche Ermittlungen im Gang seien.« Premierminister David Cameron müsse einsehen, dass »jetzt die Zeit für eine unabhängige Untersuchung reif ist.« AFP/dpa/nd

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