Geisterspiel für Dynamo Dresden

Drittligist droht Schaden im sechstelligen Bereich

  • Lesedauer: 3 Min.
Drastische Strafe gegen Dynamo Dresden: Der sächsische Traditionsklub muss ein Geisterspiel bestreiten - weil Teile seiner Anhängerschaft in Rostock Pyrotechnik nicht nur gezündet haben, sondern in Zuschauerblöcke geschossen haben.

Dresden. Fußball-Drittligist Dynamo Dresden ist nach den Ausschreitungen im Auswärtsspiel bei Hansa Rostock drakonisch bestraft worden und muss das Fehlverhalten der eigenen Fans teuer bezahlen. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verurteilte den achtmaligen DDR-Meister zu einem sogenannten Geisterspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Das Heimspiel am 7. Februar 2015 gegen Rot-Weiß Erfurt wird ohne Zuschauer stattfinden - den finanziell klammen Sachsen entgehen dadurch Einnahmen in sechstelliger Höhe.

»Dieses Urteil ist gerecht, trifft aber den Verein, seine Mitglieder und alle Fans der SGD sehr hart. Nach den schwerwiegenden Verfehlungen der Täter von Rostock musste mit einem solchen Strafmaß gerechnet werden«, sagte Dynamos kaufmännischer Geschäftsführer Robert Schäfer: »Die SG Dynamo Dresden als Gemeinschaft übernimmt mit diesem Urteil die Verantwortung für die Taten von einzelnen Straftätern und muss als Drittligist nun einen wirtschaftlichen Schaden im sechsstelligen Bereich tragen.«

Die Strafe kommt für Dynamo zur Unzeit. Nach zuletzt sieben Punkten aus den letzten drei Spielen hat sich der Zweitliga-Absteiger auf Platz sechs vorgeschoben. Am vergangenen Samstag gewann Dynamo das wichtige Ost-Duell gegen Mitabsteiger Energie Cottbus 1:0.

Während des Spiels Ende November in Rostock (3:1) hatten Dresdner Fans Pyrotechnik gezündet und diese teilweise in Richtung der Hansa-Anhänger gefeuert. Das Spiel musste daraufhin für 15 Minuten unterbrochen werden. Dynamo spielte nach den Vorkommnissen beim letzten Zweitligaspiel der vergangen Saison gegen Arminia Bielefeld ohnehin auf Bewährung. Damals hatten Dresdner Anhänger Knallkörper aufs Spielfeld geworfen und beinahe Spieler getroffen.

Bereits kurz nach den Vorfällen in Rostock hatte Dynamo angekündigt, gegen die Straftäter Regressansprüche geltend zu machen. »Wir haben bereits viel Unterstützung bei der Ermittlung der Täter erfahren und werden nicht nachlassen, bis die Verantwortlichen ermittelt und durch Regressforderungen zur Verantwortung gezogen wurden«, teilte Schäfer weiter mit.

Bereits 2012 hatte Dynamo gegen den FC Ingolstadt ein Meisterschaftsspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen müssen. Damals hatte der Verein über 30.000 sogenannte »Geistertickets« verkauft und so die finanziellen Einbußen zumindest teilweise gelindert.

In den vergangenen Jahren waren Teile der Dynamo-Anhänger immer wieder negativ aufgefallen. Für die Saison 2013/2014 hatte der DFB nach Ausschreitungen bei Hannover 96 den Klub sogar vom DFB-Pokal ausgeschlossen.

Beim prestigeträchtigen Spiel in Rostock hatten allerdings auch zahlreiche Hansa-Fans für Negativschlagzeilen gesorgt. Nach dem Abpfiff hatten sie Mülltonnen in Brand gesetzt, Autoreifen zerstochen und eine Polizeidienststelle mit Steinen attackiert. Auf Ereignisse außerhalb der Stadien hat die DFB-Schiedsgerichtsbarkeit allerdings keinen Zugriff.

Insgesamt wurden im Umfeld des Spiels 13 Polizisten verletzt, bei 67 Hooligans Personalien festgestellt. Die Polizei leitete unter anderem wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz Ermittlungen ein. SID/nd

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