Seltener Sieg der Vernunft
Martin Ling über die Annäherung zwischen den USA und Kuba
Es geht doch: Die jahrzehntelangen Erzfeinde USA und Kuba sind zu vernünftigen Verhandlungslösungen fähig. Überfällig, dass der kranke 65-jährige Alan Gross aus seiner Haft in Kuba entlassen wurde; überfällig, dass die letzten drei der 2001 unter skandalösen Umständen als Spione verurteilten »Miami five« im Gegenzug in ihre Heimat nach Kuba dürfen.
Dass die Chemie zwischen Barack Obama und Raúl Castro stimmt, zeigten sie öffentlich vor einem Jahr beim Begräbnis von Nelson Mandela: Umarmung, statt sich aus dem Weg zu gehen, was die Sitzordnung problemlos ermöglicht hatte.
Mit dem Telefonat vom Dienstag, mit den Reden vom Mittwoch haben beide Staatschefs ein neues Kapitel in der belasteten Geschichte beider Länder aufgeschlagen. Sie haben gezeigt, dass es über alle Systemunterschiede möglich ist, gemeinsam zu humanen Lösungen zu kommen.
Seit Mittwoch ist klar: Die Forderung der USA nach Systemaufgabe ist keine conditio sine qua non mehr. Es geht auch was mit dem sozialistischen Kuba. Wie historisch das neue Kapitel wird, ist noch nicht ausgemacht. Die beiderseitige Freilassung der Gefangenen, die Ankündigung, an der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zu arbeiten – das sind begrüßenswerte Zeichen. Sie sollten alsbald den Weg dafür ebnen, die seit 1962 von den USA gegen Kuba verhängte Blockade aufzuheben. Nur so ist ein echter Neuanfang in den kubanisch-US-amerikanischen Beziehungen denkbar. Obama ist am Zug.
Siehe auch: Kuba - DVD und Bücher
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