Kein Grund zur Besorgnis
Simon Poelchau über Chinas lahmenden Außenhandel
Oh, Schreck: Mit einem Plus von »nur« 3,4 Prozent schafft Peking sein selbstgestecktes Ziel einer Zuwachsrate von insgesamt 7,5 Prozent in Export und Import nicht. Droht jetzt die weltkonjunkturelle Talfahrt?
Ganz so beunruhigend sind die Zahlen dann doch nicht. Schließlich exportiert China fleißig weiter. Um 6,1 Prozent legten seine Ausfuhren 2014 zu. Der gravierende Unterschied zwischen Plan und Wirklichkeit lässt sich vor allem dadurch erklären, dass der Import nach China nur marginal um 0,4 Prozent gestiegen ist. So wuchs der chinesische Außenhandelsüberschuss um 45 Prozent auf 320 Milliarden Euro an. Niedrige Rohstoffpreise und weniger Nachfrage in China werden als Gründe für die Importschwäche des Landes genannt. Ein anderer Grund könnte jedoch sein, dass China nicht mehr so sehr auf Importe angewiesen ist wie bisher. Schließlich ist es kein reines Billiglohnland mehr, in dem nur einfache Waren produziert werden. Den Status als bloße Weltbank der Welt hat das Reich der Mitte schon längst verlassen.
Dank der riesigen Exportüberschüsse treten Geschäftsleute aus Fernost heute weltweit als Investoren auf. So finanzieren sie nicht nur den 50 Milliarden US-Dollar teuren Bau des Nicaragua-Kanals, in den nächsten zehn Jahren will China weitere 250 Milliarden US-Dollar investieren. Es ist als kein Grund zur Besorgnis, wenn seine Wirtschaft mal etwas langsamer wächst.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.