Nemzows Freundin wieder in Kiew
Hauptzeugin des Mordes an russischem Oppositionellem / Nemzow wird am Dienstag in Moskau beigesetzt
Berlin. Die ukrainische Lebensgefährtin des ermordeten russischen Oppositionellen Boris Nemzow ist wieder zurück in ihrem Heimatland. Die 23-jährige Ganna Durizka, die nach eigenen Angaben in Moskau gegen ihren Willen festgehalten worden war, traf am späten Montagabend am Flughafen in Kiew ein. Sie ist die Hauptaugenzeugin des Mordes an Nemzow. Der Kremlkritiker war am späten Freitagabend in Moskau erschossen worden.
Durizkas Anwalt Wadim Prochorow sagte vor Journalisten, seine Mandantin brauche nun Ruhe. Die junge Frau stieg am Flughafen rasch in ein Auto, ohne sich noch einmal zu äußern, wie ein AFP-Journalist berichtete. Durizka war mit Nemzow unterwegs, als dieser auf einer Brücke unweit des Kreml mit mehreren Schüssen in den Rücken getötet wurde.
Nach eigenen Angaben wurde der 23-Jährigen seit dem Verbrechen die Ausreise aus Moskau verweigert. Sie sagte dem russischen Oppositionssender Doschd am Montag, sie sei nicht verdächtig und habe deshalb »das Recht, Russland zu verlassen«. Sie habe der Polizei bereits alles gesagt, was sie wisse.
Am späten Montagabend dann teilte ein Sprecher des ukrainischen Außenministeriums im Internetdienst Twitter mit, Durizka habe Moskau verlassen und sei auf dem Weg nach Kiew. Ukrainische Diplomaten in Moskau hätten ihr dabei geholfen, die Heimreise anzutreten, hieß es.
Der 55-jährige Nemzow war ein entschiedener Kritiker der russischen Ukraine-Politik. Er soll an einem Bericht über die Beteiligung Russlands am Krieg in der Ostukraine gearbeitet haben. Durizka sagte dem Sender Doschd indes, am vergangenen Freitag habe es keine konkreten Hinweise auf eine unmittelbare Gefahr gegeben. In der Tatnacht habe sie nicht gesehen, woher die Angreifer gekommen seien. Sie habe aber ein helles Auto bemerkt, das schnell wegfuhr. Dann sei sie sofort zur Vernehmung gebracht worden.
Nemzow wird am Dienstag in Moskau beigesetzt. Sein Leichnam soll zunächst im Moskauer Andrej-Sacharow-Zentrum für Menschenrechte aufgebahrt werden, danach ist die Beisetzung auf einem Friedhof der russischen Hauptstadt geplant. An der Trauerfeier nehmen auch Vertreter der Bundesregierung teil. AFP/nd
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.