Impfen gegen die Rezession
Kurt Stenger über Kosten und Nutzen der aktuellen Grippewelle
Wer das Bett hütet, kann nicht malochen oder shoppen gehen. Und wenn viele gleichzeitig darniederliegen, ist dies auch für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) alles andere als gesund. Auf die aktuelle Grippewelle mit nach wie vor wöchentlich steigenden Infiziertenzahlen reagieren manche Konjunkturforscher daher verschnupft. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung beziffert den dadurch verursachten Schaden auf 2,2 Milliarden Euro und die zu erwartende BIP-Delle auf 0,3 Prozent.
Doch stimmt die Rechnung? Wie viele Arbeitgeber stellen die Bänder wohl langsamer, wenn einige Mitarbeiter fehlen? Ihr Pensum müssen die Gesunden mit erledigen. Und selbst aus volkswirtschaftlicher Sicht sind die Berechnungen fragwürdig - es gibt wachstumsbeschleunigende Wirkungen, denn das Statistikungetüm BIP erfreut sich bekanntlich auch am Leid der Menschen: Der Umsatz von Arztpraxen und Krankenhäusern steigt, Erkältungsmittelchen finden reißenden Absatz und die Papiertaschentuchhersteller bekommen einen viralen Konjunkturschub.
Das RWI freilich sieht nur die Kosten. Was liegt da näher, als flächendeckendes Impfen zu empfehlen, auch wenn Mediziner bei dem jetzigen Grippevirus die positiven Effekte des Nadelstichs stark anzweifeln? Egal, Hauptsache bei den Serumherstellern qualmt der Schlot.
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