Tröglitz ist kein Einzelfall

Drohungen und Übergriffe gegen Bürgermeister und Lokalpolitiker in einer interaktiven Karte

  • Jan Brock und Guido Speckmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine »Tragödie für unsere Demokratie« – so nannte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) den Rücktritt des Tröglitzer Ortsbürgermeisters Markus Nierth. Dieser war am Montag aus Furcht vor Rechtsextremisten und mangelnder Unterstützung durch die Behörden zurückgetreten. In der Tat ist der Fall bemerkenswert. Weil es neu ist, dass ein Lokalpolitiker aus Furcht vor Naziübergriffen das Amt niederlegt.

Allerdings ist es keineswegs zum ersten Mal vorgekommen, dass deutsche Bürgermeister oder Lokalpolitiker nicht nur bedroht, sondern auch tatsächlich Opfer von Neonazi-Anschlägen wurden. Der Lokalpolitiker Hans Erxleben aus dem Berliner Bezirk Treptow-Köpenick (LINKE) musst davon schon mehrfach berichten. Vor drei Jahren verübten mutmaßlich Neonazis sogar einen Anschlag auf sein Wohnhaus. Der ehemalige Bürgermeister von Hildburghausen, Steffen Harzer (LINKE), berichtet, dass Nazis ihm im Auto hinterhergefahren sind, ihn angehalten haben und ihm ins Kreuz gesprungen sind.

Von Mord- und Drohbriefen berichten der Oberbürgermeister Magdeburgs, Lutz Trümper (SPD) und der Zwickauer Stadtrat René Hahn (LINKE). Und das sind nur einige Beispiele, die die Website Netz gegen Nazis aus Anlass des aktuellen Tröglitzer Falls dokumentiert. Auf Grundlage dieser Daten hat nd eine Karte mit den Vorfällen erstellt. Sie zeigt: Tröglitz ist kein Einzelfall. Deshalb ist Erxlebens Aussage nur allzu berechtigt: »Erst das Haus, nun das Auto, dazu die persönlichen Drohungen – natürlich frage ich mich, was als Nächstes kommt«.

Interaktive Karte zu den Drohungen gegen Bürgermeister (Quelle: www.netz-gegen-nazis.de):

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal