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Gewaltschutzambulanz will Angebote ausbauen

Rund 400 Menschen haben bisher an der Charité Hilfe und Beratung gesucht

  • Lesedauer: 2 Min.
Wie kann Opfern von Gewalt noch besser geholfen werden? Die Experten der Berliner Gewaltschutzambulanz sind überzeugt: Gebraucht werden vernetzte Angebote.

In Berlin gibt es Pläne, die Gewaltschutzambulanz auszubauen. Der Leiter der Charité-Einrichtung, Michael Tsokos, sowie Stellvertreterin Saskia Etzold stellten am Dienstag ihre Überlegungen vor, Hilfen für Opfer von Gewalt zu erweitern und unter einem Dach zu bündeln. Von der Dokumentation von Verletzungen über psycho-soziale Beratung, Kinderbetreuung und Soforthilfen sollte alles verfügbar sein. Solche Angebote seien für zumeist Traumatisierte leichter zugänglich. Das Haus der kurzen Wege sollte rund um die Uhr geöffnet sein.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) und Berlins Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) waren zu einem Besuch in die Ambulanz gekommen. Die Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Eva Högl hatte sich für das Treffen eingesetzt.

An die vor rund einem Jahr eröffnete Ambulanz an der Berliner Charité haben sich bislang knapp 400 von Gewalt Betroffene gewandt. Verletzungen werden so dokumentiert, dass sie später als Beweise für Prozesse gegen Gewalttäter verwendet werden können. Verletzungen werden dort aber nicht medizinisch behandelt.

»Ich finde das großartig, was Sie hier machen«, lobte Minister Maas. Wie ein Ausbau finanziert und wo eine erweiterte Ambulanz angesiedelt werden kann, blieben offen. Maas und Heilmann sprachen sich für eine Prüfung der Pläne aus. Berlin unterstützt das laufende Projekt bereits mit 150 000 Euro im Jahr.

Nach Angaben von Etzold hatten von den Hilfesuchenden, die sich an die Ambulanz wandten, 196 akut sichtbare Verletzungen. Betroffen waren vor allem Kinder und Frauen. Den Weg in die Ambulanz fanden nur 14 Prozent der Opfer selbst. Am häufigsten empfahlen Polizei oder Jugendamt, in die Ambulanz zu gehen.

Die Gewaltschutzambulanz ist räumlich am Institut für Rechtsmedizin der Charité angegliederte ist die erste ihrer Art in der Hauptstadt. Durch die enge Anbindung und Kooperation mit den Berliner Netzwerken gegen Gewalt sollen nicht nur die Verletzungen von Gewaltopfern rechtsmedizinisch und damit gerichtsfest dokumentiert werden, sondern Betroffene und ihre Familien erhalten auch konkrete Hilfsangebote. Das Personal der Gewaltschutzambulanz unterliegt der Schweigepflicht, auch gegenüber der Polizei, der Staatsanwaltschaft und den Gerichten. Die Betroffenen können selbst entscheiden, ob, wann und wie sie die medizinischen Befunde verwenden wollen. Ein Besuch allein bedeutet nicht, dass auch eine Strafanzeige gestellt werden muss. die Ergebnisse werden archiviert, so dass sie sich auch später für eine polizeiliche Anzeige verwendet werden können. dpa/nd

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