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Czajas Dilemma

Martin Kröger über die Affäre beim LAGeSo und ein CDU-Talent

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Immer wieder PeWoBe. Das private Unternehmen taucht im Zusammenhang mit den dubiosen Geschäftspraxen bei der Flüchtlingsunterbringung so häufig auf, das leicht der Überblick verloren gehen kann: Anschuldigungen gab es in vergangenen Monaten zu miesen Unterbringungsbedingungen, nicht bezahlten Bauaufträgen und zweifelhaften Lohnabrechnungen. Gut möglich, dass die jetzt bekannten neuen Vorwürfe den Skandal um das Geschäft mit der Not der Asylsuchenden weiter befeuern. Möglicherweise kommt nun endlich die Aufklärung um die freihändigen Wildwest-Vergaben bei den Flüchtlingsheimen ins Rollen, wenn Rechnungshof und unabhängige externe Prüfer sich die Unterlagen anschauen.

Bisher war der politisch verantwortliche Sozialsenator Mario Czaja (CDU) allen Lippenbekenntnissen zum Trotz kein Garant für brutalstmögliche Aufklärung. Im Gegenteil. So liegt beispielsweise die behördeneigene Innenrevision seit längerem auf Eis, weil die dafür zuständige Mitarbeiterin krank ist.

Aufklärung ist das eine, das andere ist ein systemisches Problem. Mit dem massiven Zuzug von Asylsuchenden hat sich der Senat viel zu lange auf zweifelhafte Betreiber wie die PeWoBe verlassen. Czajas Dilemma ist, dass er von diesen Firmen abhängig ist wie ein Junkie von Heroin. Ohne die Firmen geht nichts. Die Alternative wäre Obdachlosigkeit von Flüchtlingen, die niemand wollen kann.

Czajas Weg aus seiner Abhängigkeit sind eigene Immobilien, die er an 36 Standorten in Modularbauweise errichten will. Wenn diese Einrichtungen 2016 gebaut sind, wird sich Czaja vor der Wahl als Held der Flüchtlingsunterbringung präsentieren. Das ambitionierte CDU-Talent könnte glänzen. Wenn da nicht die alten Geschichten wären. Vielleicht ist das der Grund, warum die LAGeSo-Affäre wieder hochkocht? Will da ein Senator seine Altlasten entsorgen? Dass Springers Blätter das Ganze befeuern, macht stutzig. Denn bisher haben diese die Kritik an privaten Heimbetreibern eher als Populismus abgetan.

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