Die NPD und das kasachische Internet

Webseite der rechtsradikalen Partei ist über das Länderkürzel .kz erreichbar

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.
Egal ob 88, HH oder eben nun KZ. Die rechte Szene nutzt immer wieder zweideutige Symboliken und Codes, um ihre volksverhetzende Ideologie zu zeigen. Für ihre neueste Provokation nutzt sie eine spezielle Webadresse.

Matthias Faust hat offenbar eine besondere Schwäche für Länder außerhalb der üblichen Touristenpfade. So interessiert sich der frühere NPD-Vizevorsitzende für Kasachstan. Ob er allerdings bereits Gelegenheit hatte, Land und Leute in der beschaulichen Ex-Sowjetrepublik im Herzen Eurasiens kennenzulernen, wissen wir nicht. Sicher ist nur: Faust weiß, wie das Länderkürzel für kasachische Internetdomains lautet. Und weil der frühere Vorsitzende der Deutschen Volksunion (DVU) offenbar nicht nur sein Herz an die Berge des Mugodschar-Gebirges verloren hat, sondern wohl auch neue potenzielle NPD-Sympathisanten unter den 17,7 Millionen Kasachen vermutet, ist der Internetauftritt der rechtsradikalen Partei neuerdings auch unter der Webadresse npd.kz zu erreichen, wie die taz herausfand.

Blöd ist nur: Die Zahl der Kasachen mit Deutschkentnissen ist trotz der etwa 180.000 Kasachstandeutschen ansonsten eher überschaubar, sofern die Nazipartei nicht in naher Zukunft plant, sich mit einer Bildungsoffensive für Sprachkurse in Astana für einen neuen Anlauf der Völkerverständigung einzusetzen.

Sicherlich stehen die beiden Buchstaben des gewählten Länderkürzel .kz nicht nur zufällig im deutschen Sprachgebrauch für die Konzentrationslager der Nazis. Es wäre nicht das erste Mal, dass Mitglieder der NPD oder ihre Sympathisanten aus den freien Kameradschaften mit Nazi-Codes ihre Gesinnung einerseits öffentlich zeigen, andererseits die Anspielungen dennoch so allgemein halten, um deutschen Strafermittlungsbehörden keinen Anlass für Ermittlungen zu liefern. Deshalb wird sich wohl auch kein Richter mit der Frage beschäftigen, warum Faust die Domain ausgerechnet am 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht registrieren ließ, wie eine sogenannte Whois-Abfrage ergab.

Dass die NPD von dieser provokanten Webadresse nichts weiß, ist unwahrscheinlich. Faust hat die Domain unter seinem Namen über die Adresse der NPD-Parteizentrale registrieren lassen.

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