Gröning legt Geständnis vor Gericht ab

Angeklagter bekennt sich zu »moralischer Schuld«

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Lüneburg. Der frühere SS-Mann Oskar Gröning hat vor dem Landgericht Lüneburg ein umfassendes Geständnis abgelegt. »Für mich steht außer Frage, dass ich mich moralisch mitschuldig gemacht habe«, erklärte der 93-jähriger Angeklagte am Dienstag zu Prozessbeginn. Er räumte ein, 1942 kurz nach seiner Ankunft im Vernichtungslager Auschwitz von der Vergasung der Juden dort erfahren zu haben. Juristisch schuldig bekannte sich Gröning nicht. »Über die Frage der strafrechtlichen Schuld müssen Sie entscheiden«, sagte er an die Richter gewandt.

Gröning war in Auschwitz für das Gepäck der verschleppten Menschen auf der Bahnrampe zuständig. Er verbuchte auch das Geld, das sie bei sich hatten. Die Staatsanwaltschaft Hannover wirft dem Mann aus der Lüneburger Heide vor, im Frühjahr 1944 in dem Konzentrationslager Beihilfe zum Mord in 300 000 Fällen geleistet zu haben. An dem Verfahren nehmen 67 Auschwitz-Überlebende und Hinterbliebene als Nebenkläger teil, unter anderem Menschen aus Kanada, den USA und Ungarn. Zum Auftakt des Prozesses waren aber nur wenige persönlich dabei; viele ließen sich von Anwälten vertreten. Das Verfahren soll nach bisheriger Planung bis Ende Juli dauern.

Durch seine Tätigkeit habe Gröning das fortlaufende Tatgeschehen unterstützt und einen »zumindest untergeordneten Beitrag« dazu geleistet, so Staatsanwalt Jens Lehmann bei Verlesung der Anklage. Der »reibungslose Ablauf« der Menschenvernichtung sei nur möglich gewesen durch die »zuverlässige Arbeit« der Bediensteten in den Vernichtungslagern. Der Anwalt dreier Nebenkläger, Stefan Lode, sagte, er sei »ein bisschen schockiert« von den Ausführungen Grönings. Dieser habe die meiste Zeit über sich und nicht über die Opfer gesprochen. Agenturen/nd Seite 4

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