Bundespolizei wusste von Misshandlungsfällen in Hannover
Übergriffe auf Migranten waren anscheinend monatelang bekannt
Hannover. Bei der Bundespolizeidirektion Hannover war offenbar schon seit Monaten bekannt, dass sich in einer Dienstgruppe der Bahnhofswache verdächtige Vorfälle häuften. Vorgesetzte aus der betroffenen Wache hätten die Direktion gebeten, ein Ermittlungsteam mit der Aufklärung zu beauftragen, berichtet das Magazin »Der Spiegel« in seiner am Samstag erscheinenden Ausgabe unter Berufung auf Polizeikreise.
Es sei darauf hin jedoch nichts geschehen. Anfang Mai erstatteten zwei Polizisten bei der Staatsanwaltschaft Hannover Anzeige gegen einen Kollegen aus dieser Dienstgruppe. Der Bundespolizist soll zwei Migranten in Polizeigewahrsam misshandelt und einem Kollegen eine Waffe an den Kopf gehalten haben.
Eine achtköpfige Ermittlungsgruppe der niedersächsischen Landespolizei soll nun die Vorgänge aufklären. Oberstaatsanwalt Thomas Klinge hatte angekündigt, dass zunächst zahlreiche Zeugen vernommen werden sollten, darunter die Anzeigenerstatter und die mutmaßlichen Opfer. Es müsse geklärt werden, ob es weitere Vorfälle gegeben habe und ob weitere Beamte beteiligt gewesen seien oder davon gewusst hätten.
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatten unter anderem Amnesty International, die Gewerkschaft der Polizei, der Zentralrat der Muslime und viele hochrangige Politiker eine schnelle Aufklärung und Konsequenzen gefordert. Amnesty verlangte die Einrichtung einer unabhängigen Stelle für die Untersuchung von Polizeigewalt. epd/nd
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