Standing Ovations für Rolf Hoppe

Schauspieler ehren ihre Besten und hoffen auf höhere Gagen

  • Katharina Dockhorn
  • Lesedauer: 3 Min.
Corinna Harfouch, Devid Striesow, Francis Fulton-Smith, Barbara de Koy, Nachwuchsstar Aylin Tezel und Schauspiellegende Rolf Hoppe heißen die großen Gewinner bei der Verleihung der deutschen Schauspielerpreise am Freitag in Berlin. Der bewegende Abend spiegelte das Selbstverständnis ihres Verbandes als engagierter Streiter für die sozialen Rechte und Würdiger herausragender Leistungen wieder.

Mit Mathilde Bundschuh rückte der Bundesverband Schauspiel (BFFS) als Auslober des Preises eine Kollegin in den Focus, die mit einem kleinen starken Auftritt in »Ende der Geduld« im Gedächtnis der Zuschauer blieb. Das Ensemble von »Ein Geschenk der Götter«, das eine Gruppe frustrierter Arbeitsloser spielt, freute sich über die Statue für ihre Gesamtleistung. Denn ohne das lustvolle Spiel mit einander, das betonte auch Corinna Harfouch, verblasse die einzelne Leistung.

Mit dem in neun Kategorien ausgelobten Preis, der endlich einen Namen verdient, nimmt der Verband alle Mitglieder mit. Einmal im Jahr rückt er die Gestalter kleiner Parts ins Rampenlicht. Die prominent besetzte Jury guckt genau hin und checkt die gesamte Bandbreite des deutschen Filmschaffens – von Fernseh-Highlights wie »Die Spiegel-Affäre« (Fulton-Smith) und »Der Fall Bruckner« (Harfouch), über Arthouse-Kino wie »Wir sind jung, wir sind stark« (Striesow). Bis zu kleinen Festivalfilmen wie »Der Kuckuck und der Esel« und dem Mainstream-Film »Buddy«, für die Jan-Hendrik Stahlberg und Alexander Fehling nominiert waren.

Die Entscheidungen ließen die Gedanken vieler Beobachter schon in Richtung Verleihung der deutschen Filmpreise schweifen. Bei den Lolas setzt sich in den Abstimmungen einer anonymen Masse der Mitglieder der Deutschen Filmakademie meist das Bekannte durch. Eine Jury, das bewiesen die kurzen, klugen Begründungen der Entscheidungen, nimmt sich Zeit zum gemeinsamen Schauen, Abwägen und zum lustvollen Disput.

Das Blitzlichtgewitter auf dem Roten Teppich und die dichte Traube von Autogrammjägern und Schaulustigen bestätigten die Entscheidung des Verbandes, den Preis nicht länger am Rande der Berlinale zu vergeben, wo er in den Medien wenig Beachtung fand.

Denn es ging auch ein starkes politisches Signal von der glanzvollen Gala aus. Mit der ZAV Künstlervermittlung der Bundesanstalt für Arbeit wurde eine Institution geehrt, die sich vor allem für Berufsanfänger engagiert, aber auch Profis wie Ulrike Folkerts vermittelt. Die Arbeit dieser Institution leidet unter Stellenkürzungen.

Abseits des Glanzes steht vielen Schauspielern das Wasser ökonomisch bis zum Hals. Von einer angemessenen Bezahlung, auf die sie seit 2002 einen gesetzlichen Anspruch haben, sind die Saläre weit entfernt. Und wer sie einfordert, lande oft auf einer Schwarzen Liste, hat Heiko Maas erkannt. Der Justizminister hatte in den vergangenen Monaten ein offenes Ohr für die negativen Erfahrungen der Kreativen bei der Einforderung fairer Honorare. Er versprach daher, im Sommer einen neuen Gesetzentwurf zum Urhebervertragsrecht vorzulegen, das den Urhebern einzeln und kollektiv bessere Chancen zur Durchsetzung fairer Honorare biete.

Dass endlich Bewegung in das Thema kommt, ist auch dem Wirken des BFFS zu danken. Prominente Köpfe sprechen dort für ihre Kollegen. Heinrich Schafmeister, der aus einem Juristen-Haushalt stammt, und sich im Paragrafendschungel bestens auskennt. Natalie Wörner, die als charmante »Außenministerin« auf vielen Veranstaltungen auftritt. An ihrer Seite oft Hans-Werner Meyer. Und nicht zuletzt Thomas Schmucker, Herz und Seele des Verbandes und der Verleihung.

Damit nicht nur Schauspieler künftig ordentlich bezahlt werden, sondern auch Geld für guten Journalismus vorhanden ist, machte Drehbuchautor Fred Breinersdorfer (Sophie Scholl, Elser) in seiner leidenschaftlichen Dankesrede für den Sonderpreis »Inspiration« einen außergewöhnlichen Vorschlag. 25% der Einnahmen von ARD, ZDF und Deutschlandradio flössen heute in die Renten der Mitarbeiter. Diese Verpflichtung der Anstalten aus Tarifverträgen solle von der Rentenversicherung übernommen werden, damit das Geld aus der Haushaltsabgabe wieder ins Programm fließen kann.

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