In Gottes Hand

Bernd Kammer über die unergründlichen Wege der Justiz

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.

Vor Gericht und auf hoher See ist man bekanntlich in Gottes Hand. Man weiß nie, was auf einen zukommt. Was sich aber derzeit in Sachen Mietspiegel vor Berliner Gerichten abspielt, ist besonders verwirrend: Ist dieses Zahlenwerk nun ein verlässliches Mittel, das Vermietern anzeigt, bis zu welcher Höhe sie die Miete erhöhen können? Und können sich Mieter darauf berufen, wenn sie sich abgezockt fühlen?

Unterschiedliche Urteile von Berliner Gerichten haben zur Verunsicherung vor allem der Mieter beigetragen. Und das ausgerechnet in dem Moment, als mit Erscheinen des neuen Mietspiegels und dem Einführen der Mietpreisbremse das Gegenteil notwendig wäre. Kaum ein Mieter wird gegen eine überteuerte Miete vorgehen, wenn er davon abhängig ist, vor welchem Gericht er landet. Vermieterverbände haben angesichts der Lage schon angekündigt, die Mietpreisbremse zu ignorieren.

Die Entscheidung des Amtsgerichts Charlottenburg vom 11. Mai, dem Mietspiegel seine Qualifizierung abzuerkennen und ihn so unbrauchbar zu machen, mag ein Ausrutscher sein. In der Mehrzahl der Fälle haben ihn die Gerichte anerkannt. Dass die Justiz sich darüber in Schweigen gehüllt hat, kritisiert der Mieterverein zu Recht. Der Vorgang zeigt aber vor allem, dass die Erarbeitung von Mietspiegeln nicht von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gehandhabt werden darf, sondern auf eine einheitliche Grundlage gestellt werden muss. Dabei ist der Bund gefragt. Hoffnung macht immerhin, dass der Bundesjustizminister dafür eine Arbeitsgruppe einberufen hat.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal