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Forschungsförderung fürs Trockendock

Konzertierter Vorstoß von IG Metall und Werften

  • Hermannus Pfeiffer, Hamburg
  • Lesedauer: 2 Min.
Mit Milliardenmitteln wird die Luft- und Raumfahrt vom Staat hochgepäppelt. Die Hightech-Schiffbauindustrie fühlt sich benachteiligt.

Gewerkschaft und Werftindustrie erwarten von Kanzlerin Angela Merkel im Herbst eine Innovationsoffensive für die maritime Wirtschaft. Der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) und die IG Metall schlugen an Donnerstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Hamburg eine Neustrukturierung der Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation vor. Gefordert wird außerdem »eine deutliche Aufstockung der Budgetansätze«. Bislang erhält die Branche von Bund und Ländern 62 Millionen Euro pro Jahr. Zukünftig sollen es 112 Millionen werden.

Die Schiffbauer sehen sich technologisch durchaus auf Augenhöhe mit der Luft- und Raumfahrt. Die kassiert nach VSM-Angaben vom Staat aber fast zwei Milliarden Euro an Subventionen. Eckhardt Rehberg, umtriebiger Seefahrtexperte aus Vorpommern und haushaltspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, hatte diese Unwucht kürzlich auf einem Verbandstreffen angeprangert und der maritimen Wirtschaft seine Unterstützung in Berlin versichert.

Dabei haben die meisten deutschen Werften inzwischen die Krise hinter sich gelassen. »Große Erfolge in gesunden Nischen« feiert VSM-Hauptgeschäftsführer Reinhard Lüken. Vergleichsweise umweltschonende Kreuzfahrer, das bisher größte Schiff für die Suche nach Öl und Gas, die längste private Mega-Yacht und das modernste Forschungsschiff der Welt, dazu Brennstoffzellen-U-Boote und aufwändige Rohr-Kabelleger für Internetverbindungen am Meeresgrund liefern Beispiele für das heutige Hochtechnologieangebot der Schiffbauindustrie.

Trotzdem gibt es Problemfälle. Nordic Yards mit seinen drei Werften an der Ostsee sucht vor allem für Stralsund »händeringend«, so ein Branchenkenner, nach Aufträgen. Und die älteste Werft in Deutschland, Pella Sietas in Hamburg-Neuenfelde, hält sich mit Kleinaufträgen mühsam über Wasser. Infolge der Russland-Sanktionen der EU blieben die erhofften Aufträge aus Moskau aus.

Die IG Metall Küste erwartet dennoch auch in diesem Jahr mehr neue Jobs in der Branche, die inzwischen weit über 100 000 Menschen beschäftigt. »Wir setzen auf die Zukunftsfähigkeit der maritimen Wirtschaft«, gibt Gewerkschafter Heino Bade den Kurs vor. Mit technologischen Spitzenprodukten könnten Werften und Zulieferer auch weiterhin auf den Zukunftsmärkten punkten. Dafür sollten Unternehmen Forschung und Entwicklung personell und finanziell stärken. »Mit Bund und Ländern muss eine gemeinsame Forschungsstrategie für das nächste Jahrzehnt auf den Weg gebracht werden«, fordert Bade.

Um die vielen Förderprogramme auf Landes-, Bundes- und Europa-Ebene zu koordinieren, solle ein »Deutsches Maritimes Forschungszentrum« gegründet werden, meinen Gewerkschaft und Industrie. Mit ihrer konzertierten Aktion bereiten sie die Nationale Maritime Konferenz im Herbst in Bremerhaven vor. Erwartet wird dann auch die Kanzlerin.

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