Landratsämter bleiben uneinnehmbare Festungen

Durchmarsch für die CDU: Alle zehn Kandidaten siegen auf Anhieb / Mitte-Links-Bündnisse ohne zählbaren Erfolg

  • Hendrik Lasch, Dresden
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Landratsämter in Sachsen bleiben eine Bastion der CDU. Obwohl es mancherorts Bündnisse der Parteien links von ihr gab, siegten selbst vier Neulinge aus dem Stand.

Es gibt kleine Erfolge. Schlettau beispielsweise: Der Ort im Erzgebirge hat seit Sonntag einen Bürgermeister von den Grünen. Auch in etlichen mittelgroßen Städten hatten Parteien links der CDU Grund zur Freude bei der Kommunalwahl in Sachsen. In Bautzen und Freiberg, Zittau und Schneeberg gab es Dämpfer für die CDU; in Borna und Zwickau fehlten den Oberbürgermeisterinnen Simone Luedtke (LINKE) und Pia Findeiß (SPD) nur eine einzige bzw. 56 Stimmen zum Sieg in der ersten Runde. »Die CDU schwächelt in den Städten auch jenseits von Dresden, Leipzig und Chemnitz«, sagt LINKE-Landeschef Rico Gebhardt. Sie könne »nicht mehr davon ausgehen«, jenseits der Zentren überall zu gewinnen, sagt Christin Bahnert, Landeschefin der Grünen.

Eine Bastion in Sachsen indes hält die CDU, und zwar, so scheint es nach dem Wahlsonntag, fester denn je: Die Landratsämter sind eine kaum einzunehmende Festung. Bisher gelang es in 25 Jahren nur einer SPD-Frau sowie zwei Parteilosen, an die Spitze der Verwaltung eines Landkreises gewählt zu werden; daneben amtierten 29 CDU-Politiker als Landräte. Zu ihnen kommen nun vier Neulinge. Ihnen gelang ebenso wie sechs amtierenden Landräten der CDU ein Sieg; damit bleiben alle zehn Landkreise in der Hand der Partei. Generalsekretär Michael Kretschmer sprach von einem »überragenden Ergebnis« - dem er sogar noch eine Einzigartigkeit abgewinnen konnte: Noch nie seien alle Landratsämter bereits in der ersten Runde gewonnen worden.

Der Durchmarsch überrascht um so mehr, als er teilweise gegen Gegner errungen wurde, die eigens ihre Kräfte gebündelt hatten, um eine solche Entwicklung zu verhindern. In drei Landkreisen - Mittelsachsen, Bautzen und Meißen - hatten sich LINKE, SPD und Grüne offiziell zu Wählerbündnissen formiert. Anderswo gab es informelle Pakte oder Absprachen zweier Parteien: In Nordsachsen unterstützte die LINKE einen Grünen; in der Sächsischen Schweiz / Osterzgebirge hatte ein Abgeordneter der LINKEN auch SPD und Grüne hinter sich; in Zwickau und dem Vogtland gab es Bewerber von der LINKEN, aber keine von SPD oder Grünen.

Genutzt hat es zumindest rechnerisch nichts. Am nächsten zumindest an einer Stichwahl war man noch in Nordsachsen, wo es CDU-Neuling Kai Emanuel nur auf 51,7 Prozent brachte. In allen anderen Kreisen gingen die CDU-Landräte mit Ergebnissen zwischen 56 und 73 Prozent vom Platz. Die stärksten Gegner, der SPD-Mann Thomas Gey in Meißen und die LINKE Marika Tändler-Walenta in Mittelsachsen, brachten es auf knapp 40 beziehungsweise auf 34,3 Prozent.

Während Kretschmer sich mit dem Ergebnis der Kreise über die Schmach der CDU in Dresden zu trösten suchte, fiel die Bilanz bei den Mitte-Links-Parteien entsprechend nüchtern aus. Man habe sich »ein besseres Ergebnis gewünscht«, räumte Rico Gebhardt ein: Man habe zumindest auf einige zweite Wahlgänge spekuliert. »Ein Bündnis ist eben nicht die Addition der einzelnen Stimmen«, sagt Daniela Kolbe, designierte Generalsekretärin der SPD. Sie betonte zudem, es habe sich um regionale Absprachen gehandelt. Die Grüne Christin Bahnert lobt aber, es habe sich zumindest »gezeigt, dass eine Zusammenarbeit auf dieser Ebene möglich ist«. Auch Gebhardt hält die Absprachen an sich schon für einen Erfolg - an den die LINKE auch auf Landesebene anknüpfen will.

Ob das Erfolg verspricht, ist nach diesem Sonntag offener denn je. Der CDU-Generalsekretär merkt an, gerade gegen »Einheitskandidaten« habe man besonders stark zugelegt. In den drei Landkreisen, in denen Rot-Rot-Grün offiziell paktierte, gab es Ergebnisse von 60 bis 72,4 Prozent - teils 15 bis 20 Prozentpunkte mehr als bei der Wahl der Landräte 2008. Auf der »Schleimspur« der LINKEN »holt man sich eine Beule«, ätzt Kretschmer und fügt lakonisch an: »Die Sachsen wollen so etwas nicht.«

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