EU-Studie: Großinvestoren kaufen Agrarflächen auf

Ausländische Investoren besitzen in Rumänien über 30 Prozent aller Agrarflächen

  • Lesedauer: 2 Min.

Brüssel. In der Europäischen Union kaufen und pachten ausländische Großinvestoren immer mehr Agrarland, insbesondere in östlichen Staaten. Das zeigt eine Studie, die das Europaparlament am Mittwoch in Brüssel vorstellte. Demnach kontrollieren beispielsweise ausländische Investoren in Rumänien derzeit zwischen 30 und 40 Prozent aller Agrarflächen. In Ungarn liegt die Quote bei geschätzten 15 Prozent. Noch dramatischer als in Ungarn sei die Situation in Bulgarien, obgleich dort keine offiziellen Informationen zu bekommen seien, schreiben die Autoren, die vom globalisierungskritischen »Transnational Institute« in Amsterdam stammen.

Auch Polen weise eine bedenkliche Bilanz auf, während das Phänomen in kleinerem Umfang auch das Baltikum, Tschechien und die Slowakei betreffe, heißt es. Unter den Investoren sind laut der Studie neben Agrarkonzernen auch Banken, Pensions- und Versicherungsfonds, die vor dem Hintergrund der EU-Finanzkrise nach neuen Anlagemöglichkeiten suchen. Die Geldgeber stammen aus Westeuropa, aber auch aus China, Kuwait, Katar und vielen weiteren Staaten. Die größte Farm Rumäniens ist nach Angaben der Autoren im Besitz einer Holding aus dem Libanon, erstreckt sich über 65.000 Hektar Land und exportiert Fleisch und Getreide nach Nahost und Ostafrika.

Deutschland gehört einerseits zu den Investorenländern - etwa über den Allianz-Konzern, der unter anderem in Bulgarien aktiv ist - andererseits sind ausländische Geldgeber wie etwa die belgische KBC-Bank auch in der Bundesrepublik engagiert. Allerdings gibt es in Deutschland vergleichsweise starke Gesetze, um einer Landnutzung zu Spekulationszwecken und anderen Missständen entgegenzutreten. Solche Schutzregelungen besitzen die Länder im Osten der EU häufig nicht.

Zu den Konsequenzen des sogenannten »Landgrabbing« durch Großfinanziers gehöre etwa das Verschwinden kleiner bäuerlicher Familienbetriebe, schlussfolgert das Forscherteam. In den östlichen Ländern sei zu beobachten, wie Monokulturen und der intensive Einsatz von Agrochemie an die Stelle regionaler Nahrungsmittel-Traditionen träten. Negative Folgen gebe es nicht nur für das Jobangebot, die wirtschaftliche Entwicklung und das gesellschaftliche Leben auf dem Land, sondern auch für die Nahrungsmittel-Souveränität der Länder.

»Die Studie zeigt, dass das Landgrabbing nicht nur ein Problem Afrikas ist«, sagte der EU-Parlamentarier Martin Häusling (Grüne). Er verlangte, dass das EU-Prinzip des freien Kapitalverkehrs zugunsten einer nachhaltigen Landwirtschaft beschränkt werden solle. Das Vorkaufsrecht örtlicher Landwirte müsse gestärkt werden. Häusling kritisierte auch eine »völlig falsche Agrarpolitik« der EU, die dazu führe, dass öffentliche Agrarsubventionen in die Hände einer kleinen Zahl von Großgrundbesitzern gelangten. epd/nd

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