Real steigt aus Tarifbindung aus

ver.di kündigt Widerstand gegen Angriff auf Flächentarif an

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Mönchengladbach. Die Metro-Tochter Real will aus der Tarifbindung aussteigen und die Gewerkschaft ver.di zu Verhandlungen über einen Haustarifvertrag zwingen. Hintergrund der Entscheidung sei die »wettbewerbsverzerrende Umsetzung des Flächentarifvertrags« durch einzelne Handelsunternehmen. Unternehmen ohne Tarifvertrag hätten deutlich bessere Kostenstrukturen als tarifgebundene Betriebe im deutschen Handel. »Diese schwierige Lage hat Real selbst nicht geschaffen. Wir müssen aber, um konkurrenzfähig zu bleiben, darauf reagieren«, begründete Real-Arbeitsdirektor Jörg Kramer den Schritt. Real betreibt rund 300 Warenhäuser und beschäftigt rund 38 000 Mitarbeiter.

Die Gewerkschaft ver.di warf dem Unternehmen vor, dem »Lohndumping« in der Branche weiter Vorschub zu leisten. »Nach dem Verkauf der Kaufhof-Warenhäuser plant die Metro offenbar den nächsten Schritt, den Konzern radikal umzustellen«, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Kritiker befürchten eine weitere Aushöhlung des Flächentarifvertrags und damit Druck auf die laufenden Tarifverhandlungen im Einzelhandel. Ver.di forderte das Unternehmen auf, den Austritt umgehend rückgängig zu machen. Man werde die Durchsetzung einer Zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Beschäftigten »nicht akzeptieren«, kündigte Nutzenberger Widerstand an.

Metro-Chef Olaf Koch warnte die Gewerkschaft in einem Interview davor, den Tarifausstieg zum Anlass für Streikaktionen zu nehmen. »Das würde die Gespräche erheblich belasten«, so Koch. Der Metro-Chef bezifferte den »Personalkostennachteil« des Unternehmens im Vergleich zu seinen Konkurrenten auf »bis zu 30 Prozent«. Für die aktuellen Mitarbeiter werde das Unternehmen einen Bestandsschutz anbieten, so dass die Entgelte der heutigen Beschäftigten unverändert blieben, hieß es.

Die Tarifbindung der Unternehmen im Einzelhandel liegt nach Schätzungen schon seit längerer Zeit bei unter 50 Prozent. Das bedeutet, dass nicht alle Beschäftigten automatisch von den Tarifabschlüssen profitieren. Andererseits orientieren sich auch einige nicht tarifgebundene Unternehmen an den Abschlüssen. dpa/nd

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