Apple gibt klein bei

Popstar Taylor Swift holt mehr Geld für Künstler heraus

  • Andrej Sokolow, Cupertino
  • Lesedauer: 2 Min.
Was Musik-Labels in monatelangen Verhandlungen ausfeilschen, erreichte Taylor Swift über Nacht via Twitter und Tumblr-Blog. Apple gewährt Musikern im neuen Streamingservice bessere Konditionen.

Sängerin Taylor Swift hat bei Apple nur mit einem offenen Brief mehr Geld für Künstler und Plattenfirmen beim neuen Musikdienst des Konzerns herausgeholt. Apple kündigte wenige Stunden nach Swifts Blogeintrag an, dass Musiker auch während der kostenlosen dreimonatigen Probezeit bezahlt werden. Das war ursprünglich nicht vorgesehen. Der 25-Jährige Popstar hatte dies am Sonntag als »schockierend und enttäuschend« verurteilt.

iTunes-Chef Eddy Cue sagte nun dem Technologieblog »Recode«, Apple werde während der Gratisprobezeit des Streamingdienstes zu einem nicht näher genannten Tarif pro Abruf der Songs bezahlen. Dies sei mit Konzernchef Tim Cook besprochen.

Beim Streaming wird die Musik direkt aus dem Netz abgespielt. Apple setzte dagegen bisher auf den Verkauf von Musik zum Herunterladen. Mit dem Start von Apple Music am 30. Juni stößt der iPhone-Konzern in das neue Geschäft vor, in dem bisher die schwedische Firma Spotify Marktführer ist. Dabei lockt Apple die Kunden mit einer kostenlosen Schnupperphase. Der US-Konzern konnte negative Schlagzeilen wenige Tage vor dem wichtigen Marktstart überhaupt nicht gebrauchen.

Swift hatte bereits im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt, als sie ihre Alben bei Spotify abzog, weil der Dienst auch eine werbefinanzierte Gratisversion hat. Die Sängerin sieht darin eine Entwertung von Musik. Jetzt kündigte sie an, sie werde ihr aktuelles Album »1989«, das sich seit der Veröffentlichung im vergangenen Herbst allein in den USA rund fünf Millionen Mal verkauft hat, dem Streamingservice von Apple vorenthalten.

In der dreimonatigen kostenlosen Testphase für neue Nutzer wollte der Konzern keine Abgaben an Plattenfirmen zahlen. Dafür sollten sie danach einen etwas höheren Umsatzanteil von 71,5 bis 73 Prozent bekommen, wovon ein Teil an die Künstler weiterfließt. In der Branche gelten etwa 70 Prozent als üblich.

Nach Apples Einlenken schrieb Swift bei Twitter, sie fühle sich »beflügelt und erleichtert«. Zu Scherzen aufgelegte Internetnutzer trugen ihr angesichts des schnellen Erfolgs alle möglichen Aufgaben auf, vom Kampf gegen die Armut bis hin zu einer Harry-Potter-Vorgeschichte.

Auch Independentlabels hatten sich zuvor mit Apples Vorgehen unzufrieden gezeigt. So kritisierte der Verband unabhängiger Musikunternehmen in einem offenen Brief, Apple wälze auf sie finanzielle Risiken ab. Einige Kritiker verwiesen darauf, dass Apple zum Ende des vergangenen Quartals Geldreserven von mehr als 190 Milliarden Dollar hatte. dpa/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal