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Nein zum Grexit

Kurt Stenger über Interessen von Schuldnern und Gläubigern

Nach dem griechischen Nein sollten sich die anderen Eurostaaten nicht in die Schmollecke zurückziehen, sondern endlich die ökonomische Binsenwahrheit ernst nehmen, dass Gläubiger und Schuldner in einem Boot sitzen.

Die Griechen wollen sich nicht länger zu Befehlsempfängern degradieren lassen - das ist die Hauptbotschaft des Referendums über die Austeritätspolitik. Bisher glichen die Verhandlungen der Institutionen mit Athen einer Fahrt auf einem Seelenverkäufer, bei der es sich die einen im Offizierskasino gut gehen ließen, während die anderen im Maschinenraum eingepfercht waren, wo immer mehr Wasser eindrang.

Nach dem griechischen Nein sollten sich die anderen Eurostaaten nicht in die Schmollecke zurückziehen, sondern endlich die ökonomische Binsenwahrheit ernst nehmen, dass Gläubiger und Schuldner in einem Boot sitzen. Auch wenn die politischen Gegensätze unüberbrückbar erscheinen - man hat gemeinsame Interessen: Es gilt, den Grexit zu verhindern, auch wenn einige jetzt erst recht mit diesem Gedanken zündeln. Ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro wäre für beide Seiten die teuerste Variante. Die Gläubiger müssten den allergrößten Teil der Kredite abschreiben, der Schuldner käme aus der sozialen und wirtschaftlichen Misere nicht mehr heraus.

Statt Athen wie einen Bankrotteur zu behandeln, aus dem man den letzten Cent herausquetscht, muss man Griechenland in die Lage versetzen, einen Großteil der Schulden stemmen zu können. Dafür braucht es eine wirtschaftliche Erholung mit Hilfe massiver staatlicher Investitionen. Und der Schuldendienst muss dauerhaft reduziert oder zumindest an die Konjunktur angepasst werden. Dann, und nur dann, wird das gemeinsame Boot nicht untergehen.

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