Starke Kursrutsche an Chinas Börsen
Zentralbank und Aufsichtsbehörden in Peking stemmen sich mit neuen Maßnahmen gegen den Abwärtstrend
Update 10.30 Uhr: Talfahrt an Chinas Börsen setzt sich fort
Chinas Aktienmärkte haben trotz massiven Eingreifens der Regierung ihre Talfahrt fortgesetzt. Der Shanghai Composite Index schloss am Mittwoch um 5,9 Prozent schwächer, nachdem er zuvor mit einem Minus von 8,2 Prozent in den Handel gegangen war. Der Shenzhen Component verlor 2,94 Prozent auf 11040,89 Punkte.
Die sich zuspitzende Lage an Chinas Festland-Börsen erschütterte auch den Markt in Hongkong. Der dortige Index Hang Seng ging mit einem Verlust von acht Prozent aus dem Handel. Nach einem heftigen Kursrutsch am Morgen hatten die Zentralbank und Aufsichtsbehörden umgehend neue Maßnahmen verkündet, um die Märkte zu stützen.
Chinas Zentralbank versicherte, dem nationalen Kreditgeber China Securities Finance Corporation (CSF) ausreichend Geld zur Verfügung zu stellen, um Wertpapierkäufe zu finanzieren. Die CSF benötige dafür mindestens 500 Milliarden Yuan (umgerechnet rund 73 Mrd Euro), um den Markt zu stützen, berichtete der Finanzdienst Bloomberg.
Um die Stabilität zu sichern, forderte Peking die Staatsunternehmen des Landes dazu auf, keine Aktien mehr zu verkaufen. Nach dem spekulativen und vielfach kreditfinanzierten Aktienboom der vergangenen Monate haben die Indizes in Shenzhen und Shanghai seit Mitte Juni mehr als ein Drittel an Wert verloren.
Starke Kursrutsche an Chinas Börsen
Shanghai. Die Talfahrt an den chinesischen Börsen hat sich trotz weiterer staatlicher Eingriffe noch beschleunigt. Der Aktienmarkt in Shanghai öffnete am Mittwoch um rund sieben Prozent niedriger, während die Börse in Shenzhen fast fünf Prozent tiefer lag. Alarmiert über die weiteren Kursrutsche verkündeten die Zentralbank und Aufsichtsbehörden in Peking umgehend neue Maßnahmen, um sich gegen den Abwärtstrend zu stemmen.
Fast die Hälfte der Aktien wurde inzwischen vom Handel ausgesetzt. 1287 Unternehmen wurden am Mittwoch nicht mehr gehandelt. Das seien 45 Prozent der Aktien im Shanghai Composite und im Shenzhen Component Index mit einer Marktkapitalisierung von 2,5 Billionen US-Dollar, berichtete das »Wall Street Journal« anhand von FactSet-Daten.
Chinas Zentralbank versicherte, dem nationalen Kreditgeber China Securities Finance Corporation (CSF) ausreichend Geld zur Verfügung zu stellen, um Wertpapierkäufe zu finanzieren. Das Finanzorgan suche mindestens 500 Milliarden Yuan (umgerechnet 73 Milliarden Euro), um den Markt zu stützen, berichtete Bloomberg. Der Finanzierungsarm wolle den Kauf von Wertpapieren von kleineren und mittleren Unternehmen verstärken, um angesichts der »Panik der Investoren« wieder Normalität herzustellen, teilte die Wertpapieraufsicht mit.
Um die Talfahrt aufzuhalten, erleichterten die Aufsichtsbehörden auch die Regeln für Aktienkäufe durch Versicherungen, die jetzt deutlich mehr Geld in den Markt stecken dürfen, wie die Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Zugleich verkündete die Terminbörse strengere Regeln, um künftig extreme Schwankungen zu verringern. Die Sicherheitsleistungen wurden erhöht und damit die Möglichkeit kreditfinanzierter Spekulationen eingedämmt.
Seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise 2008 habe die Regierung nicht mehr so stark in den Aktienmarkt eingegriffen, schrieben chinesische Staatsmedien. Vor mehr als einer Woche hatte die Zentralbank bereits die Zinsen gesenkt. Auch waren massive Stützungskäufe getätigt oder neue Börsengänge ausgesetzt worden. Doch konnten die staatlichen Interventionen den Abwärtstrend an den Märkten bisher nicht verhindern.
Um die Börse zu stabilisieren, hatte die Regierung in Peking am Wochenende angekündigt, laufende Börsengänge an den Handelsplätzen Shanghai und Shenzhen auszusetzen, um so zu verhindern, dass Geld der Anleger in neue Aktien fließt und die Kurse bereits börsennotierter Unternehmen leiden. Dazu kam eine Geldspritze der Zentralbank »zur Stabilisierung des Marktes«. Die 21 größten Wertpapierhandelsfirmen versprachen zudem, Milliarden zu investieren, um das sogenannte Margin Trading zu stützen: den in China weit verbreiteten Aktienkauf auf Pump. Damit soll verhindert werden, dass Anleger ihre mit Krediten finanzierten Anteile bei fallenden Kursen verkaufen. Die Regierung fürchtet den Zorn der Kleinanleger und sogar soziale Unruhen, sollten die Kurse weiter fallen. Peking stützt sich zudem auf die Börse, um den Privatsektor auszubauen.
Die kommunistische Führung hatte die Börse vor 25 Jahren zugelassen, aber eine strikte Kontrolle behalten - etwa darüber, welche Firmen überhaupt an die Börse gehen dürfen und wer in Aktien investieren darf. Unter der Führung von Präsident Xi Jinping war der Aktienmarkt im vergangenen Jahr explodiert, vor allem, weil der Staat mithilfe niedriger Zinsen viel Geld zur Verfügung stellte. Die Börse in Shanghai legte 2014 insgesamt um fast 53 Prozent zu; bis Anfang Juni dieses Jahres kletterte der Index erstmals bis zur Marke von 5000 Punkten. Am 12. Juni lag der Index 150 Prozent über der Marke von vor einem Jahr. Agenturen/nd
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