Doppelte Demütigung

Uwe Kalbe über neuerliche Enthüllungen im endlosen NSA-Abhörskandal

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Angela Merkel muss sich nicht länger als Terrorverdächtige ausgespäht und diskreditiert fühlen. Schon die Bundeskanzler vor ihr wurden von der NSA belauscht. Das heißt zugleich, dass die USA ihre Abhöraktionen nicht wegen einer neuen Sicherheitslage nach dem 11. September 2011 unternahmen und unternehmen. Wer es wissen wollte, konnte es schon vor Jahrzehnten wissen: Die USA unterhalten in Europa Abhöreinrichtungen, die nicht nur auf den Feind hinter dem »Eisernen Vorhang« gerichtet waren, sondern immer schon auch auf die eigenen Bündnispartner. Eine typische und wahrscheinlich treffende Antwort auf das verzweifelte Warum der gedemütigten Freunde, sollte sie einmal ehrlich gegeben werden, dürfte lauten: Weil wir es können. Und natürlich finden sich rationale Gründe in den unterschiedlichen Interessen auch von Bündnispartnern.

Das Ganze bringt eigentlich nur die Schwarzweißmaler hierzulande in Schwierigkeiten, die die Welt so gern in Gut und Böse einteilen. Immer schwerer können sie glaubhaft machen, dass Deutschland für die Vertrauensverletzung im Grunde noch dankbar sein sollte, weil die Lage dank dieser so wunderbar ruhig ist. Nicht nur die Glaubwürdigkeit der USA, ihre eigene gerät so in Gefahr. Eine doppelte Demütigung für die Belauschten. Die es bisher mit doppelter Demut danken.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.