Tarifrunde Handel vor dem Ende
Abschlüsse in Ostdeutschland erzielt, in Bayern wird noch verhandelt
Leipzig. Acht Wochen lang haben Verkäufer in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für mehr Geld gestreikt - jetzt bekommen sie es. Die Arbeitgeberseite und die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di haben sich bei ihrer dritten Tarifrunde am Mittwoch auf einen Tarifabschluss geeinigt. Ab September steigen die Löhne um 2,5 Prozent, teilten beide Parteien mit. Ab Juni kommenden Jahres gibt es weitere zwei Prozent mehr. Ähnliche Steigerungen wurden für die Auszubildenden vereinbart. Der Vertrag läuft 24 Monate. Damit folgten die Parteien dem Pilotabschluss aus Baden-Württemberg von vor einer Woche.
Der Abschluss liege an der oberen Grenze des Akzeptablen, sagte der Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite, Andreas Schrödinger. Die Arbeitgeber hatte zuvor 1,5 Prozent mehr und eine Einmalzahlung angeboten, was die ver.di-Tarifkommission aber abgelehnt hatte. Die Gewerkschaft wollte einen Euro mehr pro Stunde durchsetzen - für die unteren Einkommen ein Plus von sieben Prozent. »Unsere Forderung, die unteren Einkommen stärker aufzuwerten, war richtig«, kommentierte ver.di-Verhandlungsführer Jörg Lauenroth-Mago die Einigung. »Allerdings gab es nach unserer Einschätzung auf Arbeitgeberseite keinen Spielraum mehr nach oben.«
Nur eine Minderheit der rund 265 000 Einzelhandels-Beschäftigten in den drei Ländern wird von dem Tarifabschluss profitieren. Deswegen will die Gewerkschaft den Abschluss als allgemeinverbindlich für die Branche erklären lassen, was die Unternehmen ablehnen.
Zunächst müsse der veraltete Tarifvertrag grundlegend reformiert werden, erklärte Schrödinger. So müssten ausgebildete Verkäufer besser, Ungelernte niedriger eingruppiert werden. Dazu laufen unabhängige Verhandlungen. Diese »Modernisierung« hatte bei der letzten Tarifrunde für erheblichen Streit gesorgt. Anfang 2013 hatten die Einzelhandelsverbände alle Tarifverträge gekündigt. dpa/nd
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