Flüchtlinge in Ungarn aus der Stadt verbannt

Tschechische Regierung will sich «ihre Migranten» aus dem EU-Kontingent selbst aussuchen

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Ungarns Regierung will, dass die örtliche Bevölkerung in den Städten nicht gestört wird «durch die Massen an Flüchtlingen». Flüchtlingsunterkünfte sollen daher in die Randgebiete verdrängt werden.

Budapest. Ungarn verlegt Flüchtlingsunterkünfte aus Städten in Randgebiete. Die Haltung der Regierung sei klar: Das Kabinett wolle die Unterkünfte aus den bewohnten Gebieten weg haben, erklärte ein Sprecher des Innenministeriums am Donnerstag. Übergangsunterkünfte würden als Zeltlager eingerichtet, sagte der Stabschef von Ministerpräsident Viktor Orban, Janos Lazar. Eines davon werde an der Grenze zu Serbien eingerichtet. Dann werde die örtliche Bevölkerung «nicht gestört durch die Massen an Flüchtlingen, sagte Lazar.

Nach ungarischen Behördenangaben kamen in diesem Jahr bereits rund 81 000 illegale Flüchtlinge nach Ungarn, rund 80 000 davon aus Serbien. Die meisten Flüchtlinge, die von Serbien nach Ungarn kommen, stammen aus Irak, Afghanistan, Syrien und Kosovo. Viele von ihnen wollen nach Deutschland oder Österreich weiterreisen. Serbien gehört nicht zum Schengen-Raum, das EU-Mitglied Ungarn schon. Die regulären Grenzübergänge zwischen Serbien und Ungarn sollen erhalten bleiben. Anfang der Woche begannen ungarische Soldaten mit dem Bau eines umstrittenen Zauns an der Grenze zu Serbien. Auf diese Weise will Budapest den Zustrom von Flüchtlingen begrenzen. Das erste 150 Meter lange Teilstück entstehe nahe der Ortschaft Morahalom rund 180 Kilometer südlich der Hauptstadt, teilten das Innen- und das Verteidigungsministerium mit. Bis Ende November soll der ganze Zaun fertig sein.

Die tschechische Regierung will Migranten im Rahmen der EU-Flüchtlingsinitiative vor einer Aufnahme selbst aussuchen und überprüfen können. Das Land hat angeboten, bis 2017 rund 1100 der geplanten 40 000 Migranten aufzunehmen, die aus Griechenland und Italien in der EU umverteilt werden sollen. Zudem will Prag 400 von vorgesehenen 20 000 weiteren Flüchtlingen aus Lagern nahe der syrischen Grenze aufnehmen, die in der EU neu angesiedelt werden sollen.

»Wir wollen Flüchtlinge nur aus solchen Ländern übernehmen, in denen wir unsere eigenen Leute einsetzen können, damit nicht jemand ohne Sinn und Verstand Migranten für uns auswählt«, zitierte die Nachrichtenagentur CTK am Freitag einen Beamten in Prag. Ministerpräsident Bohuslav Sobotka forderte, sein Land müsse »den gesamten Prozess unter Kontrolle haben«. afp/nd

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