Werbung

Siggi Pops Job

Andreas Koristka über die Bier-, Schweinswürste- und Atombombenutensiliengeschäfte Gabriels mit Iran

Sigmar Gabriel tat nichts weiter als seinen gottverdammten Job, als er fünf Tage nach der Unterzeichnung des Atom-Deals nach Iran reiste. Und was bleibt einem Sigmar Gabriel auch übrig. Er muss nun mal Geschäfte machen.

Sigmar Gabriel tat nichts weiter als seinen gottverdammten Job, als er fünf Tage nach der Unterzeichnung des Atom-Deals nach Iran reiste. Er setzte seine neue Sonnenbrille auf, um seine Augen vor etwaigen Strahlenschäden zu bewahren, und zeigte den Mullahs, wie man Geschäfte machen kann, wenn man wieder lieb miteinander ist. Das war natürlich nicht nur ein Signal an die Perser, sondern war auch eine an die Griechen adressierte Botschaft: Seht her, wenn ihr schön artig seid und nicht mehr so ideologisch verbohrt wie der Varoufakis, dann könnten wir eines fernen Tages vielleicht sogar Verträge aushandeln, die eurer Wirtschaft auf die Sprünge helfen.

Doch es kann der Dickste nicht in Frieden Wirtschaftsminister sein, wenn fiese Neider ihm das Leben zur Hölle machen. Gabriel hatte noch gar nicht die Reste des Bordessens der Regierungsmaschine aus seinen Zähnen gekratzt, da wurden auch schon die ersten Vorwürfe laut. Zu früh sei die Reise nach Iran gewesen, schließlich stehe Deutschland in der Schuld gegenüber Irans Erzfeind Israel, weswegen ein Iran-Besuch nach allerwenigstens zehn Tagen aus Pietätgründen angemessener gewesen wäre. Besser wären sogar zwölf gewesen.

Was die Kritiker nicht bedachten, ist, dass Iran dann die ganzen geilen Wirtschaftsdeals mit anderen Staaten abgeschlossen hätte, darunter sogar welchen, die - Gott behüte - nicht so demokratisch sind wie unsere schöne Bundesrepublik. Wir Deutschen hätten dann dumm aus der Wäsche geguckt. Sigmar Gabriel wäre dafür verantwortlich gewesen und hätte sich das von Hinz und Kunz und Krauss und Maffei zu recht vorwerfen lassen müssen. Dabei bietet die Zusammenarbeit so viele Chancen für die BRD. Denn aus allerlei Gründen hat es der islamische Iran bis heute nicht geschafft, bestimmte Produkte in größeren Stückzahlen herzustellen. Bier, Schweinswürste und bestimmte Atombombenutensilien kann man also zukünftig in Deutschland produzieren, um sie später nach Teheran zu verkaufen. Allen ist damit geholfen!

Darüber kann man jammern, aber so läuft das nun mal im Kapitalismus, egal ob es der sozialdemokratischen Parteibasis gefällt oder nicht. Außerdem, wenn man ehrlich ist, dann ist so ein Geschäft mit dem iranischen Regime so schlimm nun auch wieder nicht. Sicherlich, Schwule werden da unten hingerichtet, mit der Pressefreiheit ist es auch nicht sonderlich gut bestellt, aber die Krim, die hat Iran nun wirklich nicht annektiert! Auch hat man noch nie gehört, dass Ali Chamene’i seine Motorradrocker nach Berlin schickt oder mit nacktem Oberkörper zu reiten pflegt. Und wegen der Sache mit der geplanten Auslöschung Israels muss die Frage erlaubt sein, ob es Deutschland angesichts seiner historischen Verantwortung geziemt, anderen Völkern ausgerechnet ihren Antisemitismus vorzuwerfen. Etwas Zurückhaltung wäre da doch angebracht!

Man wird das Gefühl nicht los, dass es Gabriel zur Zeit niemandem sonderlich recht machen kann. Schon während der Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit den USA blies ihm die Kritik entgegen. Nun verhandelt er mit den Mullahs und schon wieder ist es nicht richtig. Der Mann kann einem einfach nur noch leid tun. Wir werden dank seiner eingefädelten Wirtschaftsgeschäfte so obenauf sein wie sein Cholesterinspiegel, und trotzdem schimpfen wir den Mann. Obama hingegen wird dafür bejubelt, dass er die Annäherung mit Kuba sucht. Dem SPD-Vorsitzenden jedoch würde man wahrscheinlich sogar übel ankreiden, wenn er endlich die Eiszeit mit Syriens Baschar al-Assad beendete oder wenn er das Wunder vollbrächte, die SPD mit Oskar Lafontaine auszusöhnen. Wobei Letzteres nicht einmal Sigmar Gabriel gelingen könnte. Schließlich liegt dieser Konflikte dann doch etwas tiefer vergraben als eine iranische Frau, die auf ihre Steinigung wartet.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal