Moschee freigelegt

Archäologischer Fund

  • Lesedauer: 2 Min.

Archäologen haben in Brandenburg Teile von Deutschlands 1915 errichteter ältester Moschee freigelegt. Bei den Grabungen auf einem ehemaligen Militärgelände in Wünsdorf seien Teile der Holzkuppel und farbige Scherben der Moschee-Fenster entdeckt worden, teilte die Freie Universität Berlin mit. Auch der Standort der im Ersten Weltkrieg für Kriegsgefangene islamischen Glaubens im sogenannten Halbmondlager bei Zossen errichteten Moschee habe ermittelt werden können. Insgesamt seien nur wenige Reste des Bauwerks erhalten, weil das Gelände in den Jahrzehnten nach dem Abriss der Moschee Mitte der 20er Jahre verändert wurde, hieß es. Dort entstanden später militärische Anlagen der Nationalsozialisten, später der sowjetischen Armee.

Im sogenannten Halbmondlager sollten die Kriegsgefangenen indoktriniert und zum Kampf gegen ihre Kolonialherren Frankreich und England sowie das zaristische Russland bewegt werden. Zugleich seien sie als »exotische wissenschaftliche Objekte« missbraucht und nach rassistischen Lehren ethnologisch untersucht worden. Eine detaillierte Zeichnung mit der Baubeschreibung habe den Archäologen die Grabungsarbeit erleichtert, hieß es. Die Überreste der Moschee seien in einem Meter Tiefe gefunden worden. Den Ergebnissen sei auch zu entnehmen, dass die Moschee später systematisch demontiert worden sei. Bei den Grabungen seien zudem zahlreiche Zeugnisse aus der sowjetischen Besatzungszeit, darunter Panzerteile, Reste von Mahlzeiten, Einweckgläser und Bierflaschen, gefunden worden. Anlass der Untersuchungen sind Planungen des Landes Brandenburg, auf dem ehemaligen Militärgelände in den kommenden Wochen eine Flüchtlingsunterkunft einzurichten. epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal