Sawtschenko wartet auf ihren Partner

Streit mit Franzosen stoppt deutsches Eiskunstlaufpaar

  • Andreas Frank
  • Lesedauer: 2 Min.

»Warten auf Massot« - für Aljona Sawtschenko wird das Schmierentheater um ihren neuen Partner mehr und mehr zum ganz großen Ärgernis. Seit 16 Monaten darf die fünfmalige Paarlaufweltmeisterin mit dem Franzosen Bruno Massot nur trainieren, aber keine Wettkämpfe bestreiten. Die oft beschworene deutsch-französische Freundschaft ist für die Olympiadritte nur noch eine hohle Phrase.

»Man sitzt wie in einem Loch. Es fühlt sich an, als ob man einen Kartoffelsack auf den Schultern hat«, sagte die 31-Jährige bei der Sommerüberprüfung der Deutschen Eislauf-Union (DEU) in Berlin. Und die nicht enden wollende Hängepartie zeigte Wirkung: Bei der eher mauen Präsentation seiner neuen Kür erntete das deutsch-französische Duo nur schütteren Applaus.

Nun soll ein Gipfel der Verbandsoberen am 2. September in Paris den Gordischen Knoten durchschlagen. Frankreichs Verbandspräsident Didier Gailhaguet will sich dabei die Freigabe des 26-jährigen Massot gut bezahlen lassen. Eine fünfstellige Summe, dem Vernehmen nach 70 000 Euro, hat er den Deutschen für die Ausbildung in Rechnung gestellt, für DEU-Sportdirektor Udo Dönsdorf ein Unding: »Wenn das Schule macht, können Athleten kleinerer Verbände überhaupt nicht mehr wechseln.«

Was Massot selbst beisteuern kann, hat er bereits getan. Er büffelt in Oberstdorf fleißig die deutsche Sprache, der Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft liegt seit einer Woche bei den zuständigen Behörden in Sonthofen vor. Was bleibt, ist Hoffnung: »Ich wünsche mir einen Kompromiss.«

Dass der immer noch nicht geschlossen wurde, ist für Trainer Alexander König auch die Folge allzu schleppender Verhandlungen: »Die DEU nimmt die Hinhaltetaktik der Franzosen einfach so hin, das nervt.« Folglich fehlt seinen Schützlingen derzeit die Wettkampfhärte. Vieles wirkt auf dem Eis noch unrund.

So mehren sich prompt die Zweifel, dass Massot seinen Vorgänger Robin Szolkowy irgendwann einmal adäquat ersetzen kann. Die ständigen Vergleiche mit dem Ex-Partner Sawtschenkos, »sind anscheinend tatsächlich Brunos Problem«, sagte die gebürtige Ukrainerin offen. Szolkowy war 2014 ins Trainerlager gewechselt und betreut seitdem russische Paare, kümmert sich aber auch um den deutschen Nachwuchs.

Die Teamkollegen leiden mit dem neu zusammengestellten Paar. »Mit Blick auf Olympia 2018 wird es jetzt langsam schon knapp, man braucht im Eiskunstlauf einen langen Vorlauf«, sagte der Olympia-Achte Peter Liebers und kann auch den Frust der beiden Kollegen nachvollziehen: »Was da gerade passiert, ist eigentlich ein Berufsverbot.« SID/nd

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