Wenn Volkswagen zurückruft

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Bislang hat VW nicht über die Details einer weltweiten Rückrufaktion entschieden. Davon dürften dann elf Millionen Fahrzeuge mit fragwürdig eingestellten Dieselmotoren des Typs EA 189 betroffen sein. Auf der Internetseite von Volkswagen können sich Kunden in Deutschland dann informieren, ob sie betroffen sind. »Lieber voraus als nachsehen«, lautet das Motto der VW-Aktion. Und es könnten noch mehr Wagen in die Werkstätten geschickt werden: Bei der größten Zahl der VW-Dieselmotoren ist die Software, mit der die Abgasbelastung bei Prüfungen manipuliert wird, angeblich vorhanden, wenngleich nicht aktiviert. Verbraucherschützer fordern, VW müsse alle betroffenen Fahrzeuge nachrüsten oder einen individuellen Anspruch auf Nachrüstung zugestehen.

Rückrufe gehören zum Alltag der Autohersteller - die Häufung wird auf die immer schnellerer Modellzyklen und die immer komplexere Elektronik zurückgeführt. 132 Rückruf- und Serviceaktionen listet die Datenbank Autoservicepraxis für den Wolfsburger Konzern auf, davon zehn in diesem Jahr. Selten geht es um Millionen. Zuletzt wurden 303 »Passat R8« zurückgerufen, um die Radlager zu erneuern.

»Bei einem Rückruf wird immer das Kraftfahrt-Bundesamt informiert«, erklärt ein VW-Sprecher. Und zwar über die Fahrgestellnummern der betroffenen Fahrzeuge. Das Amt teilt VW im Gegenzug die Adressen der Eigentümer mit, die per Brief benachrichtigt werden. »Wir bitten die Kunden, mit ihrer VW-Werkstatt einen Termin zu vereinbaren.«

Rückrufaktionen werden bei erheblichen Mängeln für die Verkehrssicherheit oder Umwelt ausgelöst. »Deshalb sollten alle angeschriebenen Fahrzeughalter zu ihrer eigenen Sicherheit und der anderer Verkehrsteilnehmer an solchen Aktionen teilnehmen«, rät eine Sprecherin des Auto Clubs Europa (ACE). Die Kosten trage in der Regel der Hersteller. Um sicherzugehen, sollte der Halter vor der Reparatur mit der Werkstatt eine »Erstattungsübernahme« besprechen. Um Folgeschäden wie den Verdienstausfall, wenn der Wagen in die Werkstatt gebracht wird, kümmert sich VW nicht. Auch auf einen Leihwagen hat der Fahrzeughalter keinen generellen Anspruch. Tipp vom ACE: »Er kann es mit der Werkstatt höchstens individuell vereinbaren.« Ein Gewährleistungsanspruch kann in Einzelfällen bestehen, wenn das Fahrzeug erst vor kurzem gekauft wurde.

Rückrufaktionen gehören zum normalen Produktrisiko für Verbraucher, meint man bei VW. Autofahrer sind gegen solche Unbilden ebenso wenig versichert wie die Käufer von Staubsaugern oder Waschmaschinen. Die Kfz-Versicherung »greift nicht«, heißt es beim Branchenverband GDV. Dagegen können sich Autokonzerne an Zulieferern schadlos halten, die sich für ihre Herstellerhaftung versichern können. Sollte VW, wie es sich bei »Dieselgate« abzeichnet, selber schuld sein, könnte teilweise eine D&O-Versicherung greifen: die Berufshaftpflichtversicherung für Manager. Hermannus Pfeiffer

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