Hertha läuft nur hinterher

Borussia Mönchengladbach siegt bei Hertha BSC in Berlin mit 4:1

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.
Gladbachs Coach Andre Schubert hat einen neuen Startrekord als Bundesligatrainer aufgestellt. Sechs Siege am Stück sind außergewöhnlich für einen Debütanten - und starke Argumente für den Immer-noch-Interimstrainer.

»Es gibt solche Tage. Und heute war ein solcher«. Herthas Coach Pal Dardai wollte seiner Mannschaft nur wenige Minuten nach dem 1:4 gegen Borussia Mönchengladbach keine Vorwürfe machen – zu eindeutig war der Qualitätsunterschied auf dem Rasen des Berliner Olympiastadions ausgefallen. Abhaken und der Berliner Mannschaft zwei Tage freigeben – wo andere Trainer auf Straftrainingsrunden setzen, sieht Dardai sein Team durch das Ergebnis und die Art und Weise, wie es zustande kam, genug gestraft: Zwei Tage ohne Training sind auch zwei Tage, in denen einzelne Momente eines Spiels hin- und hergewälzt werden können – und da Mönchengladbach in allen Belangen überlegen war, gibt es für jeden einzelnen Berliner Spieler genug Stoff zum Nachdenken.

Nachdenklich zeigte sich auch Dardai selbst – war doch sein Matchplan gegen die von Immer-noch-Interimstrainer Andre Schubert trainierten Borussen völlig in die Hose gegangen. Dardai konnte sich in den ersten zehn Saisonspielen vor allem auf die Laufbereitschaft seiner Mannschaft verlassen – mit Mönchengladbach kam ein Team, das mindestens genauso viele Kilometer pro Spiel abspult. Statt die Elf vom Niederrhein unter Druck zu setzen, fanden sich die Berliner sofort in die eigene Hälfte eingedrückt wieder. Und nach 120 schweren Pokalminuten in der Woche zuvor beim FSV Frankfurt fehlte die Konzentration im Aufbauspiel – mit schweren Abspielfehlern legten die Berliner dem kombinationsstarken Mittelfeld der Borussen um den Ex-Berliner Spielmacher Raffael die Chancen fast selbst auf. Die 2:0-Halbzeitführung der Gäste in dem sehr schnellen Spiel war hochverdient – der individuellen Klasse des Champions-League-Teilnehmers konnten die Herthaner am Sonnabend nur hinterherschauen und –laufen: Zunächst hatten sie die Borussia über Xhaka und Johnson in den Berliner Strafraum kombiniert, vom Elfmeterpunkt jagte Wendt den Ball mithilfe des rechten Innenpfostens in den Winkel (26.). Keine zwei Minuten später war die Partie vorentschieden: Raffael dribbelte sich durch die gesamte Berliner Abwehr und zog dann ab – 2:0 (28). Ein mögliches Aufbäumen der Berliner erstickte Xhaka in der 55. Minute mit seinem verwandelten Foulelfmeter zum 3:0. Herthas Baumjohann verwandelte ebenfalls noch einen Strafstoß (82.), ehe Nordveit in der 91. Minute den Drei-Tore-Abstand wieder herstellte.

Für Hertha war mit dem 1:4 zum ersten Mal in der Saison ein Plan nicht aufgegangen – Gladbachs Andre Schubert plant nach dem sechsten Sieg in seinem sechsten Spiel weiter nur von Spiel zu Spiel. Auf die Frage nach seinen Aussichten als Cheftrainer wurde er fast philosophisch: »Wir sind alle Interimstrainer – ich habe nur keinen Vertrag.« Sein Startrekord als Bundesligatrainer gibt ihm für diesen aber immer mehr Argumente an die Hand.

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