Kreditanstalt meldet gute Erfolgsquote

Staatliche Förderbank weist nach Evaluierung 82 Prozent der Entwicklungsprojekte als gelungen aus

  • Roland Bunzenthal Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 3 Min.
Die staatliche KfW-Entwicklungsbank hat im vergangenen Jahr 7,4 Milliarden Euro für Entwicklungsprojekte zugesagt.

Die KfW-Bankengruppe zeigt zwei unterschiedliche Gesichter. Zum einen die alerten Kapitalmarkt-Manager, die über Anleihen aller Art im laufenden Jahr 46 Milliarden Euro zinsgünstig einsammelten, zum andern die Entwicklungshelfer in Nadelstreifen, die die größte deutsche Hilfsorganisation repräsentieren. Zufällig lief die Mitteilung über die Ergebnisse der ersten neun Monate für den Gesamtkonzern parallel zum «Randthema» Finanzielle Zusammenarbeit (FZ). Das relativiert ein wenig die Größenordnung: über 50 Milliarden Euro Darlehen für inländische Zwecke gegenüber gut vier Milliarden Euro Ausleihungen der FZ bei einem Gewinn von gut 1,1 Milliarden Euro.

Doch auch bei den kleinen und weniger komplexen Projekten auf der Südhalbkugel kann einiges schief laufen, wie der Evaluierungsbericht - die hausinterne Erfolgskontrolle - belegt. Da ist zum Beispiel die von deutschen Firmen gelieferte Eisenbahn im Hochland von Vietnam, die zu wenig Passagiere befördert und zu hohe Kosten für Ersatzteile erfordert.

Ein Ziel der KfW ist es, die Agrarwirtschaft als Motor von ländlicher Entwicklung und Ernährungssicherung zu fördern. Die KfW spricht in diesem Zusammenhang von «Spannungsfeldern». Bauern, die unter den finanziellen und gesundheitlichen Folgen «moderner» Landwirtschaft leiden, sind eines dieser Spannungsfelder. Ein anderes sind die Widersprüche zwischen Mensch und Natur. Norbert Kloppenburg, Vorstand in der KfW-Bankengruppe, hatte zum Beispiel als Agrarökonom mit dem Zwiebelanbau in Mali die Schwierigkeiten einer angepassten Landwirtschaft selbst kennengelernt.

«Tragfähige Ansätze für Mensch und Natur»: So lautet der Titel des in zweijährigem Rhythmus erscheinenden Berichts über die Wirksamkeit der Finanziellen Zusammenarbeit. Die Wirkung von 150 im Auftrag des Entwicklungsministeriums geförderten Projekten mit einem Gesamtvolumen von 1,5 Milliarden Euro wurden von der autonomen Evaluierungsabteilung der KfW zuletzt untersucht. Ergebnis: 82 Prozent der Projekte und 84 Prozent des Mittelvolumens sind erfolgreich. «Angesichts der hohen Erwartungen sei das Ergebnis »eine gute Nachricht«, sagte Kloppenburg. »Trotz des in vielen Partnerländern zunehmend schwierigeren Umfelds (gemeint sind vor allem die Bürgerkriege) bestätigt unsere Untersuchung: Die große Mehrzahl der Projekte trägt nachhaltig zu Verbesserung der Lebensbedingung der Menschen bei«, erklärte Kloppenburg. »Die Anforderungen an die Entwicklungshilfe steigen allerdings - neben Armutsbekämpfung, Umwelt- und Klimaschutz kommt neuerdings die Bekämpfung der Fluchtursachen hinzu.« Die meisten erfolgreichen Projekte kann die KfW im Bereich Gesundheit vorweisen, zum Beispiel Tuberkulosebekämpfung in Georgien oder Aids-Vorsorge in Malawi. Die Erfolgsquote ist im Vergleich zu dem vergangenen Bericht vor zwei Jahren minimal gestiegen.

Die Evaluierungsabteilung ist nach KfW-Angaben »nicht Teil der Organisationsstruktur der KfW-Entwicklungsbank, sondern als Stabsstelle direkt dem Vorstand der gesamten KfW-Bankengruppe unterstellt«. Die Beurteilung wird von der KfW als »unabhängig« eingestuft.

Ein weiteres Spannungsfeld ist das zwischen Modernisierung der Landwirtschaft und der unmittelbaren Armutsbekämpfung der Kleinbauern. Die klassischen Konzepte setzten vor allem auf Bewässerungsanbau - kombiniert mit intensiver Düngung und mechanisierter Bearbeitung großer Flächen - ein Konzept, das heute »wegen seiner ökologischen Auswirkungen« nicht mehr praktiziert werde. Entscheidend für den Erfolg sind jedoch die Landrechte für die Kleinbauern. So wurden in Brasilien die Landrechte der indigenen Menschen zum Teil gesichert. Es zeigte sich, dass in Gebieten mit Landrechten der Indigena der Tropenwald unberührt blieb. Die KfW-Bankengruppe war früher unter dem Namen Kreditanstalt für Wiederaufbau für eben diesen in Deutschland zuständig. 80 Prozent des Kapitals hält nach wie vor der Bund, den Rest die Bundesländer.

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