Ambulant vor stationär

Fragen & Antworten zur Palliativversorgung

  • Lesedauer: 2 Min.
Laut Studie der Bertelsmann-Stiftung hat die Palliativversorgung in Deutschland erhebliche Lücken. So werden fast ausschließlich Krebspatienten behandelt, obwohl sich eine Palliativbehandlung auch bei anderen anbietet.

Was bedeutet die Palliativmedizin?

Die Palliativmedizin ist eine junge Fachrichtung. Erst seit 2004 wird sie an immer mehr medizinischen Fakultäten ein verpflichtendes Lehr- und Prüfungsfach. Einen Lehrplan gibt es seit 1997. Seit 2007 ist im Sozialgesetzbuch ein gesetzlicher Anspruch auf spezialisierte ambulante Palliativversorgung verankert.

Im Vordergrund steht das Verhindern oder Verringern von Schmerzen und Depressionen. Palliativmedizin wird dann eingesetzt, wenn bei einer weit fortgeschrittenen Krankheit im Gegensatz zu einer sogenannten kurativen Behandlung keine Chance mehr auf Heilung besteht und die Lebenserwartung begrenzt ist. Es geht um die Verbesserung der Lebensqualität und nicht um Verlängerung der Lebenszeit.

Ambulant oder stationäre Betreuung - was bedeutet das?

Immer mehr Krankenhäuser entdecken die Palliativmedizin als Geschäftsfeld für sich und betreiben eigene Stationen. Beim Gegenmodell bilden Hausärzte und Palliativmediziner zusammen mit anderen Experten - zum Beispiel in Hospizen - ein ambulantes Netzwerk. Dabei können die Patienten entweder Zuhause oder im gewünschten Umfeld wie im Hospiz bis zum Tod betreut werden. Die Experten fordern: »Ambulant vor stationär und allgemein vor spezialisiert«.

Was ist zu den regionalen Unterschiede zu sagen?

Die regionalen Unterschiede und Versorgungslücken speziell bei der ambulanten Behandlung sind auffallend. So fehlen in einem Viertel aller Kreise in Deutschland spezialisierte Palliativmediziner. Dagegen haben sich beispielsweise in Hessen mehr als doppelt so viele Ärzte zusätzlich palliativ qualifiziert als in Thüringen. In Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein arbeiten besonders viele ambulant arbeitende Palliativmediziner, die ihre Patienten bis zum Tod zu Hause versorgen. In Bundesländern mit stark ausgebauten stationären Angeboten sterben hingegen mehr Menschen in Kliniken als im Bundesschnitt. dpa/nd

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