Kaboré neuer Präsident von Burkina Faso

Sieg des Ex-Premiers im ersten Wahlgang

  • Bernard Schmid
  • Lesedauer: 3 Min.

Um zwei Uhr früh in der Nacht zum Dienstag stand es bereits fest: Roch Marc Christian Kaboré ist neues Staatsoberhaupt von Burkina Faso. Schon im ersten Durchgang der Präsidentschaftswahl in dem westafrikanischen Land wurde der 58-Jährige mit 53,5 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt. Langfristig ist die Rechnung des früheren Bänkers damit aufgegangen. Kaboré machte zunächst unter dem vor gut einem Jahr durch die »Macht der Straße« gestürzten Autokraten Blaise Compaoré Karriere und setzte sich dann Anfang vergangenen Jahres an die Spitze einer Oppositionspartei.

Die nun abgehaltenen Wahlen - auch des Parlaments - unterlag intensiver Beobachtung. Burkina Faso war in den vergangenen Jahren von mehreren politischen Krisen erschüttert, aber auch von Sozialprotesten und Demokratiebewegungen geprägt. Über 16 000 Beobachter, überwiegend örtliche, waren akkreditiert. Sie mussten beim ersten Urnengang nach dem Sturz von Compaoré jedoch keine größeren Unregelmäßigkeiten oder Vorfälle vermelden.

Der neue Präsident wurde für fünf Jahre gewählt. Sein stärkster Rivale, Zéphirin Diabré von der »Union für Fortschritt und Demokratie« (UPC), kam auf 30 Prozent der Stimmen. Er erkannte am direkt den Wahlsieg von Kaboré an und gratulierte ihm. Diabré war zu Beginn der 90er Jahre unter anderem Wirtschaftsminister und für eine Privatisierungswelle verantwortlich. Später war er Eigentümer von Brauereien und ab 2005 Afrika-Direktor für den französischen Nuklearkonzern AREVA. In jüngerer Zeit behauptete er jedoch von sich selbst, er setze das Werk Thomas Sankaras fort.

Dem Geist des revolutionären, 1987 ermordeten Präsidenten verpflichtet war auch der Kandidat Bénéwendé Sankara. Der Anwalt hat aber nicht das Charisma seines Namensvetters, mit dem er nicht verwandt ist. Bénéwendé Sankara wurden vor der Wahl sechs Prozent der Stimmen zugetraut. Er erhielt jedoch nur 2,77 Prozent.

»Wir müssen sofort anfangen zu arbeiten«, forderte Kaboré noch am Montagabend vor tausenden Anhängern in der Hauptstadt Ouagadougou. Er wolle »die Möglichkeiten für ein besseres Morgen« für das Land eröffnen und für einen »wirklichen Wandel« sorgen.

Was das bedeuten soll, bleibt offen. Kaboré war im Compaoré-Regime unter anderem Premierminister und Parlamentspräsident und galt als möglicher Nachfolger des Staatsoberhauptes. Im Januar 2014 gründete er jedoch mit anderen die »Bewegung des Volkes für den Fortschritt« (MPP), eine Abspaltung von der damaligen Regierungspartei CDP, die jedoch als Oppositionskraft erstarkte. Bei der Präsidentschaftswahl wurde er durch eine Koalition von 20 Parteien unterstützt. Einige von ihnen verorten sich selbst links, eine davon sogar als »sankaristisch«. Kaboré selbst bekennt sich verbal in vager Form zur Sozialdemokratie - das tat bisweilen aber selbst Compaoré.

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