Wachsender Kern, schrumpfender Rand

Studie: Metropolregion Hamburg nutzt demografisch vor allem der Hansestadt, Westmecklenburg dagegen leert sich

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Metropolregion Hamburg ist mit fünf Millionen Einwohnern der wirtschaftliche und kulturelle Mittelpunkt des Nordens. Doch innerhalb der Region wirkt Hamburg wie ein Magnet, der alles sich anzieht.

Hamburg. Die Metropolregion Hamburg wird in den nächsten 15 Jahren insgesamt noch wachsen. Nach einer jetzt vorgelegten Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) werden aber vor allem die Stadt Hamburg selbst und die unmittelbar angrenzenden Landkreise mehr Einwohner zählen. »Wir stehen in den nächsten 15 Jahren vor tiefgreifenden demografischen Veränderungen«, sagte Prof. Alkis Henri Otto, der Autor der Studie, am Mittwoch in Hamburg. Die Trends seien zum Teil gegenläufig und speziell der Einfluss steigender Zuwanderung aus dem Ausland sei langfristig kaum zu berechnen.

Die Metropolregion erstreckt sich nach ihrer jüngsten Erweiterung im Jahr 2012 von Dithmarschen und Cuxhaven im Westen bis Nordwestmecklenburg und Ludwigslust-Parchim im Osten und von Neumünster und Ostholstein im Norden bis Uelzen und dem Heidekreis im Süden. Die Region ist vielfach verflochten durch Pendlerströme und wirtschaftlichen Austausch, nimmt aber in ihren Teilräumen eine unterschiedliche Entwicklung. So ist die Bevölkerungszahl insgesamt von 2000 bis 2012 um 61 000 Einwohner oder 1,2 Prozent gesunken. Dieser Rückgang war aber vor allem am Rand zu verzeichnen, besonders im Osten.

Platz sechs

Die Freie und Hansestadt Hamburg ist das Zentrum der Metropolregion Hamburg, der sechstgrößten der elf Metropolregionen in Deutschland.

Die Metropolregion umfasst die mecklenburg-vorpommerschen Landkreise Ludwigslust-Parchim, Nordwestmecklenburg, die niedersächsischen Landkreise Cuxhaven, Harburg, Heidekreis, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg, Rotenburg, Stade, Uelzen, die schleswig-holsteinischen Städte Lübeck und Neumünster, sowie die Kreise Herzogtum Lauenburg, Ostholstein, Segeberg, Steinburg, Stormarn, Pinneberg, Dithmarschen.

In der Region leben 175 000 Menschen vom Tourismus. Damit ist die Branche einer der wichtigsten Arbeitgeber. nd

 

In Hamburg selbst dagegen wuchs die Bevölkerung und noch stärker in den angrenzenden schleswig-holsteinischen Kreisen Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg sowie in Lüneburg. Sie nahmen viele Abwanderer aus Hamburg auf. Neumünster und Lübeck dagegen profitierten nicht vom Trend der Urbanisierung.

Ähnlich wird sich die Entwicklung nach der HWWI-Studie auch in der Zukunft fortsetzen. Zudem werden die Bewohner im Hamburger Umland älter, so dass mehr kleinere Wohnungen benötigt werden. Einige Kreise wie Cuxhaven, Ostholstein, Lüchow-Dannenberg und Uelzen haben schon heute einen relativ hohen Anteil alter Menschen erreicht, er liegt dort um die 25 Prozent. Hamburg selbst profitiert dagegen vom Zuzug junger Menschen, die hier eine Ausbildung absolvieren oder berufliche Chancen sehen.

Für die Wohnungsmärkte, die zudem eine unbekannte Zahl von Flüchtlingen aufnehmen müssten, ergeben sich nach der Studie unterschiedliche Herausforderungen. »Nachfrage und Preise nehmen zu«, sagte Otto. »Je näher am Zentrum, desto höher die Dynamik.« Doch insgesamt werden sich die Wohnungspreise in der Metropolregion nach einer Modellrechnung bis 2030 moderat entwickeln. Am stärksten steigen sie in Hamburg mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von knapp einem Prozent. Die Studie diente am Mittwoch auch als Grundlage einer Tagung über die Wohnungsmärkte und Siedlungsentwicklung in der Metropolregion Hamburg.

Kernstädte und ihr Umland wie die Metropolregion Hamburg sind die primäre Stadtform in Europa. Es gibt europaweit etwa 120 Ballungs- und Großräume, also Stadtregionen mit mindestens 500 000 Einwohnern. Hier leben 60 Prozent der europäischen Bevölkerung. Viele dieser Räume haben heute einen metropolitanen Charakter, das heißt, sie funktionieren wie eine einheitliche, unabhängige Stadtregion. Metropolregionen gelten gemeinhin als Motoren der sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes. Ihre zumeist gute Einbindung in die europäischen Verkehrsnetze macht sie zu bedeutenden Knotenpunkten. dpa/nd

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