Tauschware Mensch

Libanon: Gefangenenaustausch als Geschäftsmodell

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Was geschieht, so fragte ein Journalistenkollege Ursula von der Leyen (CDU), wenn der IS nach Libyen ausweicht. Die Frage sei berechtigt, antwortete die Verteidigungsministerin, betonte aber, dass das anstehende Bundeswehr-Mandat so weit natürlich nicht reiche: »Libyen steht auf einem anderen Papier.« Ob es so eines schon gibt, ist unbekannt, doch dass die Nachbarländer von Syrien und Irak, in denen Millionen von Flüchtlingen ein höchst provisorisches Obdach gefunden haben, längst in die Auseinandersetzung mit dem Islamischen Staat einbezogen sind, ist für jedermann erkennbar.

Der Verkauf von Geiseln ist eine wichtige Einnahmequelle für den Islamischen Staat und diverse Rebellenorganisationen von denen es nach vorsichtiger Expertenansicht zwischen 800 und 1200 allein in Syrien gibt. Beispiel Libanon. Tauschgeschäfte, Gefangenenaustausch genannt, machen naturgemäß nur selten Schlagzeilen. Auch der Fall von Saja al-Dulaimi sollte in aller Stille abgewickelt werden. Es handelt sich um eine Ex-Ehefrau von Abu Bakr al-Baghdadi. Der ist Chef der IS-Terrormilizen. Seine Ex- Frau war im November 2014 von libanesischen Behörden festgesetzt worden, nachdem sie und ihre drei Kinder mit falschen Papieren einreisten. Nun wurde sie mit weiteren Frauen zur Handelsware. Wert: 16 libanesische Soldaten. Die hatte die Terrortruppe Al-Nusra im August in der libanesischen Grenzstadt Arsal gekidnappt. Zum Deal gehören zudem Hilfslieferungen nach Arsal - einer Hochburg der Al-Nusra. Vermittelt wurde alles von einem Vertreter des Golfemirats Katar.

Nun sind der IS und die Al-Qaida-nahe Rebellentruppe nicht gerade befreundet, doch Saja al-Dulaim hatte Glück. Auch die Terrorwelt ist ein Dorf - einer ihrer Brüder ist Al-Nusra-Mann. hei

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