Das Grundübel bleibt bestehen

Alexander Ludewig sieht keine wirklichen Reformen bei der FIFA

Wer beißt sich schon gern in den eigenen Schwanz? Nicht mal Katzen. Der Fußballweltverband erst recht nicht. Es ist eben ein Widerspruch - ein schmerzhafter. Daher dienen die am Donnerstag vom Exekutivkomitee der FIFA vorgeschlagenen Reformen mehr dem eigenen Machterhalt als einem Neuanfang.

Was soll auch dabei herauskommen, wenn nach der Suspendierung von Joseph Blatter ein ebenfalls mit Korruptionsvorwürfen belasteter Funktionär die FIFA als Interimspräsident führt? Der Kameruner Issa Hayatou steht unter dem Verdacht, eine Millionenzahlung erhalten zu haben, um für Katar als Gastgeber der WM 2022 zu stimmen. Auch im Bestechungsskandal um den Vermarkter ISL, in dem die FIFA 2010 ein gerichtsfestes Schuldeingeständnis ablegte, soll er eine nicht unbedeutende Rolle gespielt haben. Und was soll dabei herauskommen, wenn im Exekutivkomitee Leute entscheiden dürfen, die schon in ihrem eigenen Land wegen unlauterer Geschäfte nicht mehr mitreden dürfen? Wolfgang Niersbach, ehemaliger DFB-Präsident, nimmt ganz selbstverständlich seine Aufgaben im Weltverband weiterhin wahr.

Herausgekommen ist eine Frauenquote. Und sogar international anerkannte Menschenrechte sollen in die Statuten aufgenommen werden. Wie fortschrittlich! Das Grundübel aber bleibt bestehen: die FIFA und ihre Organisationsstruktur. Das Exekutivkomitee soll künftig »Council« heißen. Die strategische Ausrichtung bestimmt es aber nach wie vor. Und die Councilmitglieder werden weiterhin von den Kontinentalverbänden bestimmt - wie all die mittlerweile festgenommenen Vizepräsidenten und Exekutivkomiteemitglieder zuvor auch.

Das ist ja auch ganz praktisch. Denn weiterhin gilt: Sollte sich mal wieder irgendeiner bei irgendwas erwischen lassen, hat er die Straftat als Einzeltäter begangen - und wird natürlich umgehend von der FIFA suspendiert.

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