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AfD freut sich über Flüchtlingsnot

Gauland nennt Asylkrise »Geschenk« für seine Partei / Höcke poltert gegen Afrikaner

  • Lesedauer: 2 Min.
In der AfD hat vor einigen Monaten der rechte Parteiflügel das Ruder übernommen. Einer ihre Vertreter hat nun mit NPD-Rhetorik auf sich aufmerksam gemacht.

Berlin. Der Vizechef der AfD, Alexander Gauland, sieht die hohen Flüchtlingszahlen als äußerst hilfreich für seine Partei an. »Natürlich verdanken wir unseren Wiederaufstieg in erster Linie der Flüchtlingskrise«, sagte er dem »Spiegel«. »Man kann diese Krise ein Geschenk für uns nennen.«

Die Rechtspartei war in der Wählergunst zuletzt gestiegen. In der jüngsten Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF-»Politbarometer« lag sie in dieser Woche bei neun Prozent und damit gleichauf mit der Linkspartei. Im Sommer war die AfD infolge eines Führungsstreits in Umfragen klar unter die Fünfprozentmarke gerutscht.

Die Grünen kritisierten die Äußerung umgehend. »Die Flüchtlingskrise als Geschenk zu bezeichnen, ist das erbärmliche Eingeständnis, Stimmungsmache auf dem Rücken der Ärmsten zu betreiben«, teilte Parteichefin Simone Peter mit. Gauland verhöhne »Millionen Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und blanker Not auf der Flucht sind«.

Auch die Empörung über eine nun bekannt gewordene Rede des Thüringer AfD-Rechtsaußen Björn Höcke hält an. Thüringens Landtagspräsident Christian Carius zeigte sich fassungslos über die Äußerungen und erklärte im MDR, Höcke habe sich in »gefährliche Nähe zur Argumentation der Nationalsozialisten« begeben und sich so als extrem Rechten entlarvt. Jeder Kleintierzüchterverein spreche verantwortungsvoller über das Paarungsverhalten von Kaninchen oder Meerschweinchen als der AfD-Landeschef über Menschen auf dem afrikanischen Kontinent, so der CDU-Politiker.

Höcke hatte bei einem Kongress des rechten Instituts für Staatspolitik in Sachsen-Anhalt im November rassistische Theorien referiert und von »unterschiedlichen Reproduktionsstrategien« der Menschen in Afrika und Europa gesprochen. Er übertrug dabei unter anderem die biologische Theorie unterschiedlicher Fortpflanzungsstrategien bei Lebewesen auf die Menschen, die er in einen »Ausbreitungstyp« und einen »Platzhaltertyp« unterteilte. Dies führe in Afrika zu einem »Bevölkerungsüberschuss«, sagte der AfD-Politiker. »Solange wir bereit sind, diesen Bevölkerungsüberschuss aufzunehmen, wird sich am Reproduktionsverhalten der Afrikaner nichts ändern.«

Die Amadeu-Antonio-Stiftung sieht Höcke in einer Linie mit der Rassentheorie des NS-Regimes. Auch der Berliner Extremismusforscher Hajo Funke erklärte, Höckes Ansichten seien ein Beispiel für biologischen Rassismus. Er forderte gegenüber dem NDR zudem Konsequenzen für die AfD. Dies sei eine Partei, »die sich rechtspopulistisch gebe und nun einen Rassisten der ersten Sorte in ihren Reihen habe«. nd/Agenturen Kommentar Seite 4

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