Besser spät 
als nie

Martin Kröger zur Einführung der Chipkarte für Asylsuchende

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Die elektronische Gesundheitskarte für Flüchtlinge kommt – endlich auch in Berlin. Andere Bundesländer waren da zwar schneller. Bremen zum Beispiel führte die Chipkarte für Asylsuchende als erstes Bundesland bereits vor mehr als zehn Jahren ein. Doch an dieser Stelle ist der zu recht gescholtene Sozialsenator Mario Czaja (CDU) auch mal zu loben: Anders als die verbohrten CSU-Politiker in Bayern hat er immerhin die Vorteile und die Win-win-Situation bei der Chipkarte für alle Beteiligten erkannt. Die Asylsuchenden bekommen einen schnelleren Zugang zur Gesundheitsversorgung und die völlig überforderten Behörden werden entlastet. In diesem Fall gilt also: Besser spät als nie.

Bis die Vorzüge der elektronischen Gesundheitskarte wirksam werden, dürfte es allerdings noch dauern. Nach den Erfahrungen der vergangenen Monate ist der Erfolg sicherlich auch kein Selbstläufer. Das Ziel, bis Mitte 2016 die schrittweise Einführung abgeschlossen zu haben, scheint ambitioniert. Schließlich gibt es in Berlin zwischen 10 000 bis 20 000 unregistrierte Flüchtlinge. Die Erstregistrierung müsste also weiter oberste Priorität genießen.

Dass die Austeilung der Gesundheitskarte ab Januar über die Registrierungsstelle in der Bundesallee laufen soll, verunsicherte nach Bekanntwerden sofort die dortigen Mitarbeiter. Schon jetzt ist der Krankenstand der Beschäftigten, die mit den Asylsuchenden betraut sind, hoch. Viele von ihnen fühlen sich als Sündenböcke missbraucht. Auch die Ärzte, die das neue System der Gesundheitskarten besonders betreffen wird, wurden bisher nicht über die Einzelaspekte in Kenntnis gesetzt. Selbst wenn diese Mängel behoben werden, steht fest: Ohne zusätzliches Personal und entsprechende Ressourcen hilft auch die beste Chipkarte nur wenig.

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