Frohgestimmte deutsche Skijäger

Dank Simon Schempp und Laura Dahlmeier waren die Biathleten vor Weihnachten so erfolgreich wie lange nicht

  • Thomas Wolfer, Pokljuka
  • Lesedauer: 3 Min.
Die deutschen Biathleten haben ihren Höhenflug auch beim Weltcup in Pokljuka (Slowenien) fortgesetzt. Die Mannschaft um Seriensieger Simon Schempp erlebt ihre bislang erfolgreichste Saison.

Simon Schempp aus Uhingen wurde endgültig zum Seriensieger, und Laura Dahlmeier aus Partenkirchen sorgte mit einem weiteren Triumph für Furore: Vor allem dank ihrer beiden Überflieger haben sich die deutschen Biathleten im slowenischen Pokljuka so erfolgreich wie nie in die Weihnachtspause verabschiedet.

Selbst in den Glanzzeiten von Magdalena Neuner, Uschi Disl und Sven Fischer sammelten die erfolgsverwöhnten Skijäger während der ersten drei Weltcups nie mehr als die aktuellen sechs Siege und neun zweiten Plätze.

»Die letzten Wochen verliefen einfach traumhaft. So etwas kann man nicht planen«, sagte Schempp, der mit seinen Erfolgen in Sprint und Verfolgung zum Dominator avancierte. Im Massenstart am Sonntag verpasste er als Vierter zwar das Podest und seinen möglichen ersten Sieg-Hattrick, doch die Freude über das Geleistete überwog. »Es war noch mal ein schöner Abschluss«, sagte der Schwabe, der sich auf etwas Entspannung in der Weihnachtszeit freut.

Ebenso ergeht es Laura Dahlmeier. Mit ihrem Sieg in der Verfolgung, dem vierten ihrer jungen Karriere, und dem zweiten Platz im Sprint meldete sich die 22-Jährige dauerhaft in die Weltspitze zurück. Obwohl es im Massenstartrennen am Sonntag nach drei Schießfehlern nur zu Platz elf reichte, hat sie großen Anteil an den insgesamt 19 Podestplätzen der Biathleten. Das gilt auch für Franziska Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld), die am Samstag knapp den Sprung ins Gelbe Trikot der Gesamtweltcup-Führenden verpasste.

Hildebrand ist auf Rang drei (307 Punkte) weiterhin die beste DSV-Skijägerin, vor ihr liegen nur Gabriela Soukalova (Tschechien/359) und Marie Dorin Habert (Frankreich/345). Bei den Männern ist Schempp (331) nach drei Siegen und zwei zweiten Plätzen ebenfalls Dritter hinter Martin Fourcade (Frankreich/384) und Ole Einar Björndalen (Norwegen/337).

»Wir haben in den letzten drei Wochen gezeigt, dass wir eine sehr, sehr kompakte Mannschaft haben und breit aufgestellt sind«, sagte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig. Männer-Coach Mark Kirchner war ebenso begeistert: »Was die Jungs in den ersten drei Wochen geleistet haben, ist sensationell.« Insgesamt stehen sechs deutsche Biathleten in den jeweiligen Top 10 des Gesamtweltcups.

Durch die Rückkehr des Erfolgs steigen die Erwartungen. Die Zeiten, in denen Podiumsplätze Mangelware blieben, scheinen vorbei. Dafür ist die Mannschaft in der Breite zu stark, die deutschen Topathleten geben in der Loipe wieder den Takt vor und sorgen am Schießstand regelmäßig mit Glanzleistungen für Erstaunen. »Ich lasse den Druck von außen nicht zu sehr an mich ran. Ich will meine Arbeit weiter so machen wie bisher«, sagte Schempp.

Die zuvor erfolgreichste Vorweihnachtszeit hatten die Skijäger vor zehn Jahren erlebt. Mit Kati Wilhelm, Sven Fischer und Uschi Disl gelangen bei den ersten drei Weltcups sogar 21 Podestplätze, darunter waren aber neben sechs Siegen nur fünf zweite Plätze. »Unabhängig von den Podestplätzen ist spürbar, dass wir auf dem richtigen Weg sind«, so Gerald Hönig.

Nach den kraftraubenden ersten Wochen der Saison steht nun eine kurze Verschnaufpause an, ehe es Anfang Januar bei den heimischen Weltcups in Oberhof und Ruhpolding wieder um Siege geht. »Ich fühle mich sehr müde«, sagte Dahlmeier und sprach damit wohl auch für viele Teamkollegen: »Ich freue mich sehr auf Weihnachten und hoffe, nach der Pause noch stärker zurückzukommen.« Die Konkurrenz dürfte das nicht gerne hören. SID

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