Zuhause im Büro

Kurt Stenger über Heimarbeit im digitalen Zeitalter

Die Digitalisierung der Arbeitswelt macht es möglich: Immer mehr Beschäftigte könnten, ausgerüstet mit Laptop und schnellem Internet, ihren Job genauso gut von Zuhause aus verrichten. Eigentlich eine prima Idee: Manchen jungen Müttern oder Vätern eröffnet sie erst den Weg in den Arbeitsmarkt. Auch ist es gut fürs Klima wie für den Staatshaushalt, wenn der steuersubventionierte Berufsverkehr weniger wird.

Der Kapitalismus wäre nicht der Kapitalismus, hätte er nicht auch dafür den Januskopf parat. Die technische Möglichkeit des »Home Office« lädt Unternehmen ein, Kosten für das teure Großraumbüro einzusparen und auf die Angestellten abzuwälzen. Auch streikt eine Belegschaft, in der jeder für sich malocht, nicht und wird sich kaum betrieblich organisieren, da man sich kaum kennt. Wie meist in der Geschichte könnte Heimarbeit auch im digitalen Zeitalter prekäre Beschäftigung mit extrem flexiblen Arbeitszeiten und besten Hire-and-Fire-Möglichkeiten für Unternehmen sein.

Entscheidend ist daher, ob das »Home Office« dem freien Markt überlassen bleibt oder aber vom Staat auf die rechte Bahn gelenkt wird. Die Niederlande machen es ganz richtig: Den Beschäftigten wird ein Recht auf Heimarbeit eingeräumt und entsprechend gesetzlich geregelt. Ansonsten machen es die Unternehmen nach ihrem Gutdünken.

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