Männer schießen mit Feuerwerkskörpern auf Asylunterkunft

Angreifer in Braunsbedra schreien rassistische Parolen / Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Anschlag in Salzhemmendorf / Rassistische Schmierereien an Schule in Neu-Isenburg und Scheune in Schortewitz

  • Lesedauer: 3 Min.

In Braunsbedra im Saalekreis (Sachsen-Anhalt) haben drei Männer am Diestagabend Feuerwerkskörper in Richtung einer Asylunterkunft geschossen. Einer Polizeisprecherin zufolge attackierten sie die Unterkunft im Ortsteil Krumpa aus einem nahe gelegenen Gebäude heraus. Außerdem riefen die betrunkenen Männer fremdenfeindliche Sprüche. Verletzt wurde niemand. Der polizeiliche Staatsschutz des Reviers Saalekreis ermittelt. Gegen die Männer wurde Anzeige erstattet. Festgenommen wurden sie allerdings nicht.

Wiederholt gab es in den letzten Tagen zudem verstärkt rassistische Schmierereien. In Neu-Isenburg (Hessen) verunstalteten Unbekannte die Fassade einer Schule mit ilsamfeindlichen Parolen. Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, schrieben die Täter mit einem schwarzen Stift unter anderem die rassistische Parole »Mulsime raus« an die Wände der Grundschule. Auch an der Turnhalle und einer nahegelegenen Telefonzelle war die Parole zu lesen. Wie die Schulleitung erklärte, richtete sich die Tat offenbar auch unmittelbar gegen die Einrichtung. Etwa die Hälfte der 300 Schüler sei muslimischen Glaubens.

Einen ähnlichen Vorfall ereignete sich in Schortewitz (Sachsen-Anhalt). Unbekannte schmierten hier an die Fassade einer Feldscheune neonazistische Parolen, wie die Mitteldeutsche Zeitung berichtet. Wann sich die Tat konkret ereignete, ist unklar. Der Poliezi waren die rechten Parolen erst am Montag durch einen Hinweis bekanntgeworden. Der Bürger hatte jedoch erklärt, die rassistische Hetze würde schon seit einigen Tagen an der Fassade stehen, woran sich offensichtlich niemand gestört habe.

Im sächsischen Zwickau sorgt dagegen eine »Ausweispflicht für Ausländer« in einem Tanzlokal für Aufregung. Nachdem es an Silvester zu einer Auseinandersetzung zwischen einer Gruppe Betrunkener verschiedener Nationalitäten und der Security kam, sollen alle Ausländer in der »Moccabar« künftig ihren Ausweis vorzeigen, berichtet die Morgenpost. Die Geschäftsleitung erklärte, dass allerdings auch deutsche Gäste künftig stärker kontrolliert werden würden.

Die Staatsanwaltschaft Hannover hat Anklage gegen die mutmaßlichen Täter eines Brandanschlags auf ein bewohntes Flüchtlingsheim in Salzhemmendorf bei Hameln erhoben. Der Fall, bei dem eine Frau aus Simbabwe und ihre drei Kinder nur knapp dem Feuer entkamen, sorge Ende August für bundesweites Aufsehen. Zwei Männern im Alter von 25 und 31 Jahren sowie einer 24-jährige Frau werden gemeinschaftlicher versuchter Mord und versuchte schwere Brandstiftung vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte. Der Prozess soll vor dem Landgericht Hannover verhandelt werden.

Den Angeschuldigten wird zur Last gelegt, in der Nacht zum 28. August aus fremdenfeindlichen Motiven zu dem überwiegend von Asylbewerbern bewohnten Mehrfamilienhaus gefahren zu sein. Dort soll einer der Männer einen selbst gebastelten Molotow-Cocktail durch ein geschlossenes Fenster ins Erdgeschoss geworfen haben. In dem Zimmer habe sich zur Tatzeit allerdings kein Bewohner aufgehalten. Durch den Molotow-Cocktail verschmorte der Bodenbelag in einem Umkreis von etwa einem halben Meter, und es bildete sich starker Rauch.

Der jüngere der beiden angeklagten Männer war Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr. Er ließ sich unmittelbar nach der Tat nahe der Feuerwehr absetzen und beteiligte sich am Löscheinsatz. Der Mann lebte nur 300 Meter von der Flüchtlingsunterkunft entfernt. Er soll in der rechten Szene aktiv gewesen sein und war nach Medienangaben wegen eines Hitler-Grußes vorbestraft. Agenturen/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal