Wir haben eine Vision!

Die Geschichte von Gladys und Silas Chokera aus Makware / Chimanimani

  • Martin Zint, Weltfriedensdienst
  • Lesedauer: 3 Min.

Wer das Haus von Gladys und Silas Chokera betritt, fühlt sich sofort willkommen. Durch Wissbegier und harte Arbeit haben die beiden es geschafft, mit ihrem kleinen Bauernhof im Dorf Mutsvangwa in der Region Chimanimani einen schönen Ort zu schaffen, der sie selbst und ihre vier Kinder beherbergt und ernährt. Als Gladys mit ihrer Geschichte beginnt, merkt der Zuhörer sofort, wie stolz sie auf das ist, was ihre Familie erreicht hat.

«Als wir herkamen hatten wir nicht viel Geld. Wir verkauften Ananas und konnten uns von dem Erlös gerade einmal Seife und ein paar Lebensmittel leisten. Von den Möglichkeiten, die die Bauernorganisation TSURO bietet, hörte ich 1999 zum ersten Mal. Die inzwischen verstorbene Antonetta Takawira kam in unsere Gegend und bot Beratung in Fragen der Landwirtschaft an. So erfuhren wir, wie man den Boden schützt. Im Juni 2001 lud uns TSURO zu einem Kurs über Permakultur ein.» Gladys steht von ihrer Reetmatte auf und holt ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme. Sie hat es in einem Glasrahmen an der Wand hängen. «Dank TSURO begannen wir, zusammen zu lernen. Und zwar als Bauern und als Nachbarn.»

Ihr Mann, Silas Chokera, ergänzt: «TSURO vermittelte uns Grundkenntnisse in Betriebswirtschaft und brachte uns bei, wie man Böden und Wasserressourcen schützt. Wir lernten, Tiere in die Landwirtschaft einzubeziehen, und begannen, Obst an weit entfernte Dörfer wie Chiredzi und Mutare zu verkaufen. Meine Frau hatte inzwischen gelernt, Bilanzen zu erstellen, und wir fingen an, all unsere Ausgaben und Einnahmen aufzuzeichnen. Gladys wurde zur Handelsvertreterin unserer TSURO-Dorfgruppe ernannt. Erst haben wir Tee zu sehr niedrigen Preisen angeboten. Später dann haben wir Ananas, Mandarinen und Avocados an die Supermärkte in der nächst-größeren Stadt, Masvingo, und sogar in der Hauptstadt Harare verkauft. 2009 setzten wir uns das Ziel, ein Auto zu kaufen. Wir hatten ein Startkapital von 6,40 US-Dollar.» Er holt das Kassenbuch hervor und zeigt den Eintrag.

«TSURO hat uns Bauern beigebracht, zu experimentieren. Wir haben einen Bereich mit Sickergräben mit einem anderen Bereich ohne diese Gräben verglichen. Es war offensichtlich, dass der Mais dort, wo die Bodenerosion unter Kontrolle war und Regenwasser in den Boden sickern konnte, viel besser wuchs.»

«Jetzt wissen wir, wie man besseren Kompost herstellt. Wir Frauen sind alle stärker geworden. Von unserem Wissen wollen wir immer mehr an unsere Kinder weitergeben, denn wie das Sprichwort schon sagt: Das Kind eines guten Bauern wird selbst einmal ein guter Bauer», fügt Tamary Ngorima hinzu. Die anderen Frauen lachen fröhlich - sie unterstützen dieses wachsende weibliche Selbstbewusstsein, das Tamary zum Ausdruck gebracht hat. Fühlen sich die Männer deswegen unwohl? «Nein, überhaupt nicht», sagt Baba Mahleza. «Wir Männer brauchen starke Frauen im Haus.»

«Wir hatten eine Vision und haben sie verwirklicht!» Gladys Chokera spricht diese Worte sehr nachdrücklich, während sie zunächst zu ihrem Mann und dann zu dem hellblauen Kleintransporter, der neben ihrem bescheidenen Haus parkt, hinüberschaut. «Wie gesagt, wir sind 2009 mit 6,40 US-Dollar gestartet, und jetzt steht dort drüben ein Auto. Es ist gebraucht und schon älter, aber es läuft immer noch gut und hilft uns beim Transport unserer Produkte.

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