Mit bloßer Hand und ohne Schutzausrüstung gefördert

Kinderarbeit für Laptop und Smartphone: Amnesty-Bericht zu den Zuständen in den Kobaltminen im Süden Kongos

  • Lesedauer: 3 Min.
Amnesty International fordert die großen Elektronikhersteller auf, dafür zu sorgen, dass die von ihnen benötigten Rohstoffe nicht von Kindern gefördert werden.

Johannesburg. Viele Batterien von Smartphones und Laptops der bekannten Hersteller werden Amnesty International zufolge mithilfe von Kinderarbeit in der Demokratischen Republik Kongo hergestellt. In kleinen Kobaltminen im Landessüden schuften laut der Menschenrechtsorganisation Tausende Minderjährige, manche von ihnen nur sieben Jahre alt, unter prekären Bedingungen und ohne Sicherheitsausrüstung. Viele zögen sich für einen Hungerlohn von umgerechnet ein bis zwei US-Dollar pro Tag unter anderem dauerhafte Lungenschäden zu, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Amnesty-Bericht mit dem Titel »This is what we die for«. Allein von September 2014 bis Dezember 2015 seien mindestens 80 Bergleute gestorben.

Kobalt ist ein wichtiges Mineral für die Produktion moderner Lithium-Ionen-Batterien für Smartphones und Laptops. Mehr als die Hälfte des weltweit geförderten Kobalts stammt aus Kongo. Elektronikhersteller wie Apple, Samsung und Sony versäumen es dem Bericht zufolge auszuschließen, dass von Kindern gefördertes Kobalt aus dem Süden Kongos in ihren Geräten verarbeitet wird. Die Unternehmen wiesen die Anschuldigungen zurück.

Die Menschenrechtsorganisation interviewte für den Bericht rund 90 Arbeiter in den kleinen Minen, in denen oft mit bloßer Hand oder primitiven Werkzeugen gearbeitet wird. Die Minen stehen laut kongolesischer Regierung für etwa 20 Prozent der Kobalt-Produktion. Amnesty-Experte Mark Dummett kritisierte auch die Konsumenten: »Millionen Menschen profitieren von den neuen Technologien, aber sie fragen nicht, wie sie produziert werden. Die glamourösen Läden und das Marketing der neuesten Technologien stehen in starkem Kontrast zu Kindern, die Säcke mit Steinen schleppen, zu Minenarbeitern in mit der Hand geschlagenen Schächten und zu dauerhaften Lungenschäden.« Das UN-Kinderhilfswerk hatte 2014 geschätzt, dass in den Minen im Süden Kongos rund 40 000 Minderjährige beschäftigt sind.

Von dort geht das Kobalt Amnesty zufolge über Zwischenhändler, zumeist Chinesen, vor allem an Congo Dongfang Mining (CDM), eine Tochter des chinesischen Unternehmens Huayou Cobalt. Anschließend werde das Kobalt an Batterieproduzenten verkauft. Huayou Cobalt erklärte, Kinderarbeit bei Zulieferern auszuschließen. Bei einem Besuch von zwei Minen im Jahr 2014 sei keine Kinderarbeit festgestellt worden.

Auch die Regierung in Kinshasa will von den Missständen nichts wissen und sieht sich lieber als Opfer einer Verschwörung: Die Vorwürfe des Amnesty-Berichts seien nur eine Finte anderer kobaltproduzierender Länder, um ihren Marktanteil auszubauen, erklärte Regierungssprecher Lambert Mende.

Für die Grünen-Bundestagsabgeordnete Renate Künast sind »Kinderarbeit, gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne bei der Herstellung von Handys und Laptops keine Kavaliersdelikte, sondern Verletzungen der Menschenrechte«. Verbraucher müssten wissen, was in den Produkten drin sei.

Alle Unternehmen in der Lieferkette müssten gemäß den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte ihre Sorgfaltspflicht erfüllen und sofort Abhilfe schaffen, wenn sie von Menschenrechtsverletzungen erfahren, wird von Amnesty gefordert. Elektronik- und Autohersteller müssten sicherstellen, dass in Batterien kein Kobalt verarbeitet wird, das aus Minen mit Kinderarbeit stammt. Nötig sei auch eine effektivere Überwachung der kleinen Minen durch die kongolesischen Behörden, um Mindeststandards in Bezug auf Arbeitsrecht und Sicherheit zu gewährleisten. Agenturen/nd

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