Weiter Öl ins brennende Feuer

MEINE SICHT

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Staatsschutz ermittelt noch, aber nach bisherigen Erkenntnissen sieht es so aus, als hätten Unbekannte am Freitag mit einem Luftdruckgewehr auf eine Neuköllner Flüchtlingsunterkunft geschossen. In der Nacht zum Samstag soll dann nach Aussage eines Zeugen vor einer Marzahner Asylunterkunft mit einer Schreckschusspistole in die Luft gefeuert worden sein. Am erschütterndsten ist, dass es sich dabei nicht um Einzelfälle handelt. Am Freitag hatten Unbekannte eine offenbar scharfe Handgranate auf eine Unterkunft im Schwarzwäldischen Villingen-Schwenningen geworfen. Vermutlich nur durch Zufall kam es zu keiner Explosion.

Die Vorfälle der letzten Tage belegen klar: Die Zahl der Anschläge gegen Asylheime nimmt nicht nur zu - die Gewalttaten werden mit dem Einsatz von Waffen auch immer brutaler. Die rechte Gewalt radikalisiert sich. Und nach Angaben des Bundeskriminalamtes wird nur jeder vierte Fall aufgeklärt. Das Versagen der Behörden betrachten Rassisten inzwischen offenbar als Freibrief. Und rechte Scharfmacher bereiten ihnen den Boden.

An diesem Wochenende behauptete Berlins AfD-Landeschefin Beatrix von Storch im Internet, Menschen, die aus Österreich einreisen, hätten kein Asylrecht. Ihnen sei die Einreise zu verweigern. Als ein Kommentator fragte: »Wollt Ihr etwa Frauen mit Kindern (...) den Zutritt mit Waffengewalt verhindern?«, antwortete sie mit einem schlichten »Ja«.

Kurze Zeit später relativierte von Storch ihre Aussage. »Gewalt ist immer das allerletzte Mittel«, hieß es plötzlich. Die AfD gießt mit ihren Äußerungen weiter Öl in ein schon längst brennendes Feuer. Nach Anschlägen nun auch Schüsse auf Flüchtlingsunterkünfte - die Rassisten lassen alle Hemmungen fallen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal