Gescheitert
Mit dem Rücktritt des eingebürgerten Litauers Aivaras Abromavicius vom Amt des ukrainischen Wirtschafts- und Handelsministers schließt sich ein Kreis. Das nach seinen Worten »korrupteste Land Europas« wollte er mit seiner Amtsübernahme Ende 2014 voranbringen, nun scheitert er nach seiner eigenen Begründung an eben dieser Korruption. Das Rücktrittsgesuch vom Vortag wird an diesem Donnerstag im Kabinett behandelt. Der Mann, der die ukrainische Wirtschaft retten sollte, gibt auf.
Gescheitert ist damit nicht nur der 40-jährige frühere litauische Finanzmanager und ukrainische Jungpolitiker. Schwer angeschlagen wird auch das Konzept der Führung in Kiew, mit Hilfe unbelasteter Importkräfte die ukrainischen Dinge zum Besseren zu wenden. Um den georgischen Gouverneur von Odessa, Micheil Saakaschwili, gibt es schon manchen Lärm, auch der georgische Gesundheitsminister Alexander Kwitaschwili und die aus den USA geholte Finanzministerin Natalja Jaresko könnten leicht die nächsten Opfer sein. Denn eine »scharfe Eskalation der Bemühungen, wichtige Reformen zu blockieren« sieht Abromavicius kaum allein. Auch bei den Ministerkollegen wollen die Reformen nicht greifen, ein Staatsbankrott droht.
Erst einmal jedoch erwartet den mit einer Ukrainerin verheirateten Vater dreier Kinder, früheren sowjetischen Jugendmeister im Basketball und Absolventen der kanadischen Concordia University in Montreal ein Karriereknick. Dabei hatte der Minister recht hoffnungsvoll begonnen, indem er medienwirksam der Bürokratie im eigenen Haus eine straffe Reduzierung und den Kampf ansagte.
Nach nur 14 Monaten muss Abromavicius einräumen, dass er und seine Mannschaft unter dem herrschenden System nicht effektiv arbeiten könnten und unter schweren Druck geraten seien. Gegenüber örtlichen Medien führte er an, es habe nicht nur der politische Wille zur Unterstützung der »Technokraten« in der Regierung gefehlt, es sei auch aktiv darauf hingearbeitet worden, »unsere reformerische Tätigkeit zu lähmen«.
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