Aktivistin der Europäischen Linken
Kommunistin Elisabeth Gauthier verstarb in Paris
»Es gilt nicht nur eine Strategie zu verfolgen, die die Eroberung der Macht im engeren Sinne zum Ziel hat, sondern viel breiter die Verwirklichung einer kollektiven Alternative, eines sozialistisch-demokratischen Willens, um jede Rückkehr zu den früheren Zuständen unmöglich zu machen«, schrieb sie 2008 in einem Artikel und das ist gewissermaßen das Credo der kommunistischen Aktivistin und Theoretikerin Elisabeth Gauthier gewesen.
Sie wurde 1950 in Österreich geboren und kam 1977 als Professorin für Linguistik nach Frankreich. Mehr als 30 Jahre lebte sie in dem Pariser Vorort Corbeil-Essonnes und nahm hier aktiv an den Auseinandersetzungen zwischen der kommunistischen Stadtverwaltung und dem Flugzeugkonzernerben Serge Dassault teil. Der ließ sich, gestützt auf seine finanziellen Mittel, zum Abgeordneten wählen und tat alles dafür, Kommunisten durch seine Leute zu ersetzen.
In den ersten Jahren engagierte sich Elisabeth Gauthier bei der Entlarvung und Bekämpfung der Berufsverbote, die in der BRD gegen Andersdenkende verhängt wurden. Sie war kommunistische Aktivistin an der Basis, später Sekretärin einer Sektion und dann Funktionärin einer FKP-Föderation. Schließlich wurde sie in den Nationalrat, das »Parlament« der Partei, gewählt. Gauthier war aber auch europäisch vernetzt, mischte in theoretischen Debatten mit und beteiligte sich bei der Gründung der Partei der Europäischen Linken. Bis zuletzt arbeitete sie im Leitungsgremium des linken Netzwerkes transform! Europe, verfasste Gastbeiträge zur Entwicklung der Linken in Frankreich.
Elisabeth Gauthier betrachtete sich auch als feministische Aktivistin. Ihr besonderes Interesse galt Problemen, auf die Frauen in politischen Organisationen und Parteien stoßen. »Die Entstehung der altermondialistischen Bewegung wertete sie als wesentliches Element der politischen Praxis der Gegenwart und als Ausdruck der Notwendigkeit einer Politisierung von Bewegungen in der Zivilgesellschaft und einer horizontalen Dynamisierung der politischen Organisationen durch demokratische Bürgerbewegungen«, schreibt die kommunistische Zeitung »L’Humanité« in ihrer Würdigung Elisabeth Gauthiers.
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