Trotz türkischen Beschusses: Kurden rücken weiter vor

Die türkische Regierung setzt Artillerie in Nordsyrien ein / Kurden kämpfen weiter um die Ortschaft Tall Rifaat bei Aleppo / Türkischer Verteidigungsminister Yilmaz: Kein Einsatz von Bodentruppen geplant / Weitere Eskalation des Konfliktes befürchtet

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Türkei setzt sich mit dem Einsatz von Artilleriegeschützen gegen kurdische Stellungen in Nordsyrien über Apelle unter anderem der USA, von Frankreich hinweg. Damaskus forderte ein Einschalten des UN-Sicherheitsrats.

Beirut. Trotz Beschusses durch die türkische Armee sind kurdische Kämpfer nach Angaben von Aktivisten weiter auf die umkämpfte Stadt Aleppo im Norden Syriens vorgerückt. Kurden und von der Türkei aus der Luft unterstützte Islamisten kämpften um die Ortschaft Tall Rifaat nahe Aleppo, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag mit. Seit Sonntag seien mindestens 26 Islamisten getötet worden.

Tall Rifaat ist eine von drei Hochburgen islamistischer Rebellen in der Nähe von Aleppo. Im Jahr 2012 wurde der Ort der Kontrolle syrischer Regierungstruppen entrissen. Der Beobachtungsstelle zufolge bombardierten türkische Kampfjets am Montag weiter eine Straße westlich von Tall Rifaat, um die Kurden am Vorrücken zu hindern. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netzwerk von Informanten im Bürgerkriegsland Syrien.

Die türkische Regierung hatte am Sonntag deutlich gemacht, dass sie ihrer Artillerieangriffe auf kurdische Kämpfer in der nordsyrischen Provinz Aleppo auch diese Woche fortgesetzen wird. Die türkische Armee beschoss am Sonntag den zweiten Tag in Folge Stellungen einer Kurden-Miliz in Syrien.

In einem Telefongespräch hatte am Sonntag der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor einer »neuen Welle hunderttausender Flüchtlinge« aus Syrien aufgrund des Vormarsches kurdischer Kämpfer gewarnt. »Unsere Sicherheitskräfte haben die notwendige Antwort gegeben und werden dies weiter tun«, sagte Davutoglu nach Angaben seines Büros zu Kanzlerin Merkel. Ein Sprecher der Bundesregierung hatte am Sonntag das Telefonat bestätigt, wollte aber keine Einzelheiten zu dem Gespräch nennen.

Die Türkei setzt sich mit dem Einsatz von Artilleriegeschützen gegen kurdische Stellungen in Nordsyrien über Apelle aus der USA, aus Frankreich und von der syrischen Regierung hinweg. Nach den USA forderte am Sonntag auch die französische Regierung die Türkei auf, ihre Angriffe »sofort« einzustellen. Damaskus forderte ein Einschalten des UN-Sicherheitsrats, um die türkischen Angriffe zu beenden. Die von der Türkei mit Artillerie bekämpften kurdischen Rebellen werden von den USA im Kampf gegen die Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS) unterstützt. Die mögliche Entsendung von Bodentruppen verstärken die Angst vor einer weiteren Eskalation.

Andererseits hat die Türkei nach den Worten ihres Verteidigungsministers Ismet Yilmaz am Wochenende keine Soldaten ins benachbarte Syrien entsandt. Der Türkische Verteidigungsminister Ismet Yilmaz wies am Montag vor einem Parlamentsausschuss entsprechende Vorwürfe zurück, die Türkei habe bereits Soldaten nach Syrien entsandt. In einem Brief an den UN-Sicherheitsrat hatte das syrische Außenministerium behauptet, türkische Soldaten seien am Samstag zusammen mit rund 100 bewaffneten Kämpfern in Syrien eingedrungen. Aufgabe ihres Konvois mit zwölf Kleintransportern sei die Versorgung von Aufständischen in Damaskus gewesen. »Das ist nicht wahr«, sagte Yilmaz laut Nachrichtenagentur Anadolu. Laut Yilmaz gebe es nicht einmal Überlegungen, türkische Soldaten nach Syrien zu schicken.Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal